Berlin (epd). Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) erhofft sich von der Weltbiodiversitätskonferenz im kanadischen Montreal eine wirksame Vereinbarung gegen das Artensterben. Es müsse zu einer Trendwende kommen, fort von Zerstörung und Übernutzung der natürlichen Ressourcen und hin zur Wiederherstellung von Natur, sagte sie am Dienstag in Berlin. Konkret sprach sie sich für das sogenannte 30x30-Ziel aus, bei dem 30 Prozent der Landfläche und 30 Prozent der Meeresoberfläche bis 2030 unter Schutz gestellt würde. Dies bedeute eine Verdoppelung der Schutzfläche an Land und eine Vervierfachung der geschützten Fläche auf dem Meer.
Lemke fügte hinzu, wenn dieses Ziel mit klaren Qualitätskriterien unterlegt werde und Finanzmittel bereitgestellt würden, wäre dies ein großer Fortschritt. Sie betonte, es gehe um mehr als den Schutz von Elefanten oder Tigern, es gehe darum, die Lebensgrundlagen der Menschheit zu schützen. Aktuell seien eine Million der mindestens acht Millionen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten vom Aussterben bedroht. Mit den Korallenriffen gingen etwa die Kinderstuben der weltweiten Fischbestände verloren.
Zugleich machte sie mit Blick auf deutsche Bauprojekte deutlich, mit welchen Interessenkonflikten der Artenschutz zu kämpfen hat. Es gebe in Deutschland noch immer viele naturschädliche Infrastrukturprojekte, die bereits genehmigt worden seien oder ein Umsteuern nicht mehr möglich sei. Sie könne daher als Umweltministerin nicht versprechen, dass ab morgen keinerlei naturschädliche Nutzung mehr erfolge.
Die Biodiversitätskonferenz wird am Dienstagabend (Ortszeit) in Montreal eröffnet. Von Mittwoch bis zum 19. Dezember beraten Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen aus aller Welt über einen besseren Schutz gegen das Artensterben.