Berlin (epd). Das körperliche und seelische Wohlbefinden von Familien in Deutschland hat sich einer Studie zufolge in den vergangenen vier Jahren deutlich verschlechtert. Wie die Krankenkasse AOK unter Berufung auf die am Dienstag in Berlin vorgestellte „Familienstudie 2022“ mitteilte, geben die knapp 8.500 befragten Mütter und Väter in fast allen Bereichen höhere Belastungen und eine schlechtere Gesundheit als noch 2018 an.
Am stärksten leiden Familien demnach unter finanziellem Druck, den 40 Prozent der Befragten als Belastung angaben - ein Anstieg um 13 Prozentpunkte. Auch psychische Belastungen haben laut der Studie zugenommen. Die AOK wies darauf hin, dass sich die verschlechterte Gesundheit der Eltern direkt auf die Kinder auswirke. So ist laut der Krankenkasse jedes dritte Kind in seinem seelischen Wohlbefinden beeinträchtigt.
Sozial schwache Familien und alleinerziehende Eltern leiden am stärksten unter den Belastungen. Die AOK fordert deshalb umfangreiche Unterstützung für diese Familien: „Wenn künftig soziale und gesundheitliche Fragen nicht enger miteinander gedacht werden, sind die gesellschaftlichen Folgekosten immens“, sagte die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann.
Konkret forderte Reimann eine bessere Gesundheitsbildung in Kitas und Schulen sowie Gesundheitsberatung in strukturschwachen Regionen. Darüber hinaus müsse ein Werbeverbot für Junkfood umgesetzt werden. Der AOK zufolge ernähren sich viele Familien weder gesund noch klimafreundlich. 43 Prozent der Eltern hätten unzutreffende oder problematische Vorstellungen von gesunder Ernährung. 38 Prozent glaubten, umweltfreundliche Ernährung sei ungesund.
Martin Hermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), sagte, die Klima- und Umweltkrise sei die größte gesundheitliche Bedrohung unserer Zeit. Der Fleisch- und Milchkonsum in Deutschland verursache so viele Emissionen wie der gesamte Mobilitätssektor. Die Krankenkasse rät deshalb zu einer „stärker pflanzenbasierten Ernährung“.
Für die Studie wurden von August bis Oktober 2022 Daten über körperliche und psychische Gesundheit von Eltern und Kindern sowie über das Ernährungs- und Bewegungsverhalten erhoben.