Tübingen (epd). Zur Therapie der Alzheimerkrankheit hat ein Forschungsteam aus Tübingen neue Aspekte gefunden. Der Zeitraum, in dem bestimmte Therapien am wirksamsten sind, scheine früher zu liegen als der, der in den bisherigen klinischen Studien angestrebt wurde, erklärte der Hirnforscher Mathias Jucker am Freitag in Tübingen.
Es scheine zwei Phasen der Erkrankung zu geben. In der ersten Phase trieben Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn die Krankheit voran. Zu diesem Zeitpunkt seien Therapien, die den Ablagerungen entgegenwirken, höchst effektiv. In der zweiten Phase dagegen schreite die Neurodegeneration unabhängig von den Plaques fort. Gegen die Beta-Amyloid-Plaques gerichtete Therapien verfehlten nun weitgehend ihre Wirkung. Der Zeitpunkt liege, wenn die Höchstplaquedichte zur Hälfte bereits besteht, etwa zehn Jahre vor den ersten Krankheitssymptomen.
Christine Rother, Erstautorin der Tübinger Studie, erläuterte, dass in frühen Stadien ein Reduzieren der Beta-Amyloid-Ablagerung, der Plaque, dazu führe, dass ein Marker für Nervenzell-Abbau im Hirnwasser nicht mehr ansteigt. „Wir konnten den Abbau der Nervenzellen stoppen“, sagte sie. Ein anderes Bild ergab sich im höheren Lebensalter. Die Schlussfolgerung aus Sicht des Forschungsteams ist, dass die Therapie frühzeitig beginnen müsse, denn die Bildung der sogenannten Plaques aus bestimmten Eiweißen beginne mindestens 20 Jahre vor den ersten Krankheitssymptomen.