Römischer Kardinal wollte Moratorium für deutschen Reformprozess

Römischer Kardinal wollte Moratorium für deutschen Reformprozess

Frankfurt a.M. (epd). Nach dem Rom-Besuch aller deutschen katholischen Bischöfe vergangene Woche hat der Vatikan nun Stellungnahmen ranghoher Kardinäle zum deutschen Reformprozess veröffentlicht. Laut einem Papier forderte Kardinal Marc Ouellet bei einem Treffen am 18. November eine Aussetzung des Reformdialogs Synodaler Weg, der seit 2019 in Deutschland andauert und im März enden soll. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte nach Ende des Besuchs bereits erklärt, ein Moratorium des Reformprojekts sei abgewendet worden.

Ouellet leitet die vatikanische Behörde - das sogenannte Dikasterium - für die Bischöfe. In der Stellungnahme offenbarte er große Zweifel an den deutschen Reformbestrebungen. Ein Moratorium für die vorgelegten Vorschläge sowie eine grundlegende Überprüfung zu einem späteren Zeitpunkt scheine notwendig, heißt es in der Stellungnahme. Demnach schlug Ouellet vor, den Synodalen Weg solange auszusetzen, bis die Ergebnisse der Weltsynode in Rom im kommenden Jahr vorliegen. Der Kardinal sieht in den bisher verabschiedeten Reformvorschlägen eine Verletzung der Gemeinschaft der Kirche, weil sie „Zweifel und Verwirrung unter dem Volk Gottes“ säten.

Bätzing hatte am Wochenende von einem herausfordernden, aber gelungenen Dialog gesprochen. Der Synodale Weg, in dem Laien und Kleriker gemeinsam über Lehren aus der Missbrauchskrise beraten, hatte Spannungen in den Beziehungen zum Vatikan ausgelöst.

Eine Mehrheit von Bischöfen und Laien hat sich etwa für Reformen in der katholischen Sexualmoral und zur Beteiligung von Laien bei Bischofswahlen ausgesprochen. Auch ein Grundlagen-Papier über die Stellung von Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche fand die Zustimmung einer Mehrheit.

Ouellet warf in diesem Zusammenhang den deutschen Bischöfen Glaubensprobleme in Bezug auf die katholische Lehre vor. Der Synodale Weg habe zu Vorschlägen geführt, „die offen im Widerspruch zur Lehre stehen, die von allen Päpsten seit dem Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzil bekräftigt wurde“. Erstaunlich sei etwa die Haltung gegenüber der endgültigen Entscheidung von Johannes Paul II. hinsichtlich der Unmöglichkeit für die katholische Kirche, die Priesterweihe von Frauen vorzunehmen. Diese Haltung offenbare nicht nur ein Glaubensproblem in Bezug auf das Lehramt, sondern auch „einen gewissen um sich greifenden Rationalismus, der sich nur dann an Entscheidungen hält, wenn sie persönlich überzeugend erscheinen oder vom allgemein verbreiteten Denken akzeptiert werden“.