Hamburg (epd). Der Sportartikelhersteller Adidas hat nach Recherchen der Wochenzeitung „Die Zeit“ falsche Angaben zur Produktion des Trikots gemacht, mit dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft (WM) in Katar aufläuft. Eine gemeinsame Recherche mit dem Medien-Start-up „Flip“ habe ergeben, dass das Trikot nicht wie behauptet zur Hälfte aus Plastik besteht, das die Organisation „Parley Ocean Plastic“ aus dem Meer gefischt hat, teilte die Zeitung am Mittwoch vorab mit.
In dem Bericht heißt es weiter, der Anteil sei wesentlich kleiner, möglicherweise komme gar kein von „Parley Ocean Plastic“ recyceltes Plastik zum Einsatz. Dabei geht es um die teurere „Performance-Version“ des Trikots, die auch die Spieler auf dem Platz tragen. Es gebe eine zweite Lieferkette, in der schulpflichtige Kinder arbeiteten und Plastikmüll aus dem Meer sammelten, den sie dann an Zulieferer von Adidas verkauften, heißt es weiter.
„Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten, muss ich auf den Rücktritt der verantwortlichen Führungskräfte bei Adidas bestehen, um die Partnerschaft weiterzuführen“, sagte der Chef von „Parley Ocean Plastic“, Cyrill Gutsch, der „Zeit“. Ansonsten müsse er den Vertrag in Frage stellen.
Adidas gab gegenüber der „Zeit“ an, man habe die Öffentlichkeit über die zweite Lieferkette informiert. Auch prüfe man die Zulieferer regelmäßig und habe keine Auffälligkeiten hinsichtlich Kinderarbeit feststellen können. Auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) teilte der Sportartikelhersteller zudem mit, dass der Plastikmüll für die Produkte aus der Kooperation mit „Parley Ocean Plastic“ in allen Ländern nach denselben Kriterien gesammelt würden.
„Die Zeit“ zitierte zudem die Leiterin der Forschungsgruppe Mikroplastik an der Universität Hamburg, laut der das Trikot beim Waschen eine „schockierend“ hohe Zahl an Mikrofasern verliert. Auf epd-Anfrage hieß es von Adidas, die Ergebnisse zum Mikorfaserabrieb lägen dem Konzern nicht vor, man könne sie somit nicht bestätigen. Adidas arbeite aber intensiv daran, Mikrofaserabrieb zu vermeiden. Mikrofasern aus synthetischer Kleidung machen Studien zufolge bis zu 35 Prozent des Mikroplastiks in den Weltmeeren aus, hieß es im Bericht der „Zeit“.