Personalmangel und Preisanstieg: Diakonie fordert Pflegegipfel

Personalmangel und Preisanstieg: Diakonie fordert Pflegegipfel
Abschied von stationären Pflegeeinrichtungen als Ausweg aus dem Pflegenotstand? Die Bundesbevollmächtigte Moll wirbt für eine ambulante Versorgung in Wohnquartieren. Doch der Fachkräftemangel bleibt, sagt die Diakonie und fordert einen Pflegegipfel.

Düsseldorf (epd). Die Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege, Claudia Moll (SPD), hat vor einem Kollaps des Pflegesystems gewarnt. Ohne tiefgreifende Änderungen könnten die bestehenden Strukturen auch angesichts des Personalmangels nicht lange aufrechterhalten werden, sagte sie am Montag in Düsseldorf. „Wir müssen anfangen, Pflege neu zu denken.“ Die Diakonie fordert einen Pflegegipfel, um die vielfältigen Probleme zu lösen.

Aus Sicht der SPD-Politikerin Moll muss es einen Wandel weg von den großen stationären Pflegeeinrichtungen hin zu einer lokalisierten Pflegeversorgung in den Wohnquartieren der Städte und Gemeinden geben. Dort müsse ein Netz von ambulanten Pflege- und Tagespflegediensten aufgebaut und damit das Pflegeangebot insgesamt unbürokratischer sowie leichter zugänglich werden. Damit einhergehen müsse eine Erhöhung des Pflegegeldes und eine bessere Entlohnung der in der Pflege Beschäftigten, erklärte sie.

Der Landesvorsitzende der Alzheimer Gesellschaften NRW, Peter Pick, sprach sich für eine Stärkung der häuslichen Pflege aus. Allein in Nordrhein-Westfalen würden zwei Drittel der 1,2 Millionen Pflegebedürftigen von Familienangehörigen ohne professionelle Unterstützung betreut. Vor diesem Hintergrund müsse das seit 2017 unveränderte Pflegegeld als zentrale Leistung der häuslichen Pflege dringend erhöht werden. Notwendig sei als Höchstsatz eine echte Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige in Höhe von 4.800 Euro pro Monat.

Maria Loheide vom Diakonie-Vorstand verwies hingegen auf die grundlegenden Probleme des Fachkräftemangels und der Finanzierung von Leistungen. Das habe sich während der Corona-Pandemie verschärft. „Die Pflegeversicherung ist unter anderem durch Sonderaufwendungen während der Pandemie in eine finanziell kritische Lage geraten“, erklärte Loheide am Montag in Berlin. Zugleich trieben höhere Energie- und Lebensmittelpreise und tarifliche Lohnsteigerungen die Eigenanteile für Pflegebedürftige in den Einrichtungen weiter in die Höhe.

Auch pflegende Angehörige gerieten angesichts der Preissteigerungen in Not, erklärte Loheide. Der Mangel an Zehntausenden Fachkräften führe bereits dazu, dass Pflegedienste nicht mehr alle Pflegebedürftigen versorgen könnten. Personalmangel gebe es in der ambulanten wie vollstationären Pflege. „Diese drängenden Probleme können nur durch eine umfassende Pflegereform in einem größeren politischen Rahmen gelöst werden“, betonte die Diakonie- Vorständin und forderte einen Pflegegipfel.