Köln (epd). Der Klimaforscher Mojib Latif wertet die Ergebnisse der Weltklimakonferenz als Stillstand. „Wir kommen einfach nicht voran“, sagte Latif am Montag im Deutschlandfunk. „Die 1,5-Grad-Marke werden wir auf jeden Fall reißen“, erläuterte er. Im Moment sei die Welt auf einem Kurs von 2,5 Grad Celsius Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. „Ich würde sogar eher sagen 3 Grad“, fügte Latif hinzu.
Nach zweiwöchigen zähen Verhandlungen war der Klimagipfel am Wochenende im ägyptischen Scharm el Scheich zu Ende gegangen. Neben einem Ausgleichsfonds für arme Staaten beschlossen die Delegierten ein Arbeitsprogramm zur schnelleren Minderung der Treibhausgase, das aber hinter den Erwartungen europäischer Länder zurückblieb. Ein klares Bekenntnis zum Ausstieg aus fossilen Energien scheiterte am Widerstand von Ländern wie Saudi-Arabien.
Der Kieler Wissenschaftler Latif sieht vor allem die G20-Staaten in der Pflicht, ihren CO2-Ausstoß zu drosseln. Auf diese Länder entfielen weltweit derzeit 80 Prozent der Emissionen. „Die müssten sich zusammensetzen in einem neuen Format und wirklich versuchen, den Ausstoß von Treibhausgasen so schnell wie möglich zu senken“, sagte er. Das Format der Weltklimakonferenzen habe sich überholt.
Zur Rolle Chinas bei den Verhandlungen sagte Latif, die Volksrepublik habe überhaupt kein Interesse daran, ihre Emissionen zu senken. Eine „Allianz der Willigen“, in denen der Wissenschaftler sich neben der EU die USA und Kanada wünscht, bleibe daher nichts anders übrig, als die „dreckig gefertigten Produkte“ von ihren Märkten fernzuhalten. Eine Möglichkeit dazu wären aus seiner Sicht Schutzzölle.