Berlin (epd). Die Corona-Pandemie hat sich auf die häusliche Pflege durch Betreuungskräfte aus Polen einer Studie zufolge nur wenig ausgewirkt. „Das transnationale System häuslicher Pflege hat sich in der Corona-Krise als erstaunlich stabil erwiesen“, sagte Magdalena Nowicka vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) am Freitag in Berlin. Während der ersten Welle der Pandemie seien die meisten der polnischen Betreuungskräfte in den deutschen Seniorenhaushalten geblieben oder trotz Reisebeschränkungen und Hygieneauflagen weiter aus Polen eingereist, heißt es in der Studie.
Viele Familien in Deutschland greifen bei der Pflege älterer Angehöriger auf Betreuungskräfte aus Osteuropa zurück, deren Zahl laut DeZIM auf zwischen 400.000 bis 700.000 Personen geschätzt wird. Die meisten von ihnen kommen den Angaben zufolge aus Polen, sind weiblich und ohne Vertrag beschäftigt. Überwiegend lebten sie mit der Person, die sie versorgen, in deren Haushalt zusammen. Oft arbeiten laut DeZIM mehrere Betreuungskräfte in Teams, wechseln sich ab und pendeln in einem bestimmten Turnus zwischen Deutschland und ihrem Herkunftsland hin und her.
Die Corona-Pandemie habe sich kaum auf die Einsatzzeit und damit das Einkommen der Polinnen ausgewirkt. Die Ausnahmesituation habe aber viele von ihnen aber physisch und psychisch stark belastet und viele Vermittlungsagenturen vor erhebliche Probleme gestellt, heißt es in der Studie.
„Die Beschäftigungsverhältnisse der von uns befragten polnischen Betreuerinnen sind prekär. Sie arbeiten im Durchschnitt elf Stunden am Tag“, sagte Niklas Harder, Co-Leiter der Abteilung Integration am DeZIM-Institut. Die Corona-Krise habe nicht dazu beigetragen, einen Wandel hin zu einem legalen und gerechten Pflege- und Betreuungssystem zu bewirken.
Das Forschungsinstitut befragte Vertreter von Vermittlungsagenturen in Deutschland und Polen sowie knapp 300 polnische Betreuungskräfte zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 in einer Online-Umfrage.