Abkommen zur Getreideausfuhr aus der Ukraine verlängert

Abkommen zur Getreideausfuhr aus der Ukraine verlängert
Mehr als elf Millionen Tonnen Lebensmittel wurden auf Grundlage eines Abkommens mit Russland in den vergangenen Monaten aus der Ukraine exportiert. Nun wurde die Initiative um weitere 120 Tage verlängert.

Frankfurt a.M., New York (epd). Trotz des russischen Angriffskrieges kann vorerst weiter Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer exportiert werden. Kurz vor dem drohenden Ende eines Abkommens zur Ausfuhr von Getreide und anderen landwirtschaftlichen Gütern einigten sich die Kriegsparteien Ukraine und Russland am Donnerstag auf eine Verlängerung um 120 Tage. UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich erleichtert. Eine behutsame Diplomatie habe zu einer multilateralen Lösung beigetragen, erklärte er in New York. Auch die Bundesregierung begrüßte die Einigung.

Russland und die Ukraine hatten sich am 22. Juli unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei auf die Schwarzmeer-Getreide-Initiative geeinigt. Sie soll trotz des Angriffskrieges Russlands den Export von Lebensmitteln aus der Ukraine über das Schwarze Meer sicherstellen. Gleichzeitig sollen Dünger und Lebensmittel aus Russland ausgeführt werden. Hätte eine Vertragspartei ihren Ausstieg angekündigt, wäre die Initiative am Samstag beendet gewesen. Bis zuletzt war unsicher, ob Russland weiter an Bord bleibt.

Guterres betonte, das Abkommen erleichtere den sicheren Export von Getreide, Lebensmitteln und Düngemitteln aus der Ukraine. Nach UN-Angaben haben seit der Unterzeichnung mehr als elf Millionen Tonnen Getreide und andere Lebensmittel die Ukraine verlassen. Davon sollen auch Menschen in wirtschaftlich armen Ländern profitieren, die besonders unter den gestiegenen Lebensmittelpreisen leiden.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) erklärte, die Verlängerung des Abkommens sei eine gute Nachricht. Der russische Angriffskrieg habe „dramatische Auswirkungen auf die Versorgungslage und die Lebensmittelpreise weltweit“. Zugleich mahnte sie „tragfähige Alternativen“ an. Die vergangenen Wochen hätten deutlich gezeigt, dass man sich auf das Wort des russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht verlassen könne.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sprach von einem „Lichtblick in diesen dunklen Zeiten“. Ukrainisches Getreide könne weiter sicher über das Schwarze Meer verschifft werden und trage damit zur weltweiten Ernährungssicherung bei, sagte Özdemir.

Russland und die Ukraine zählten vor dem Krieg zu den wichtigsten Getreidelieferanten weltweit. Nach dem russischen Angriff am 24. Februar waren die ohnehin schon hohen Lebensmittelpreise sprunghaft angestiegen, wodurch sich Hungerkrisen in wirtschaftlich ärmeren Ländern verschärften. Daten der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO zeigen, dass die globalen Lebensmittelpreise seit der Unterzeichnung des Abkommens etwas gesunken sind. Sie liegen aber immer noch über dem Niveau des Vorjahres.

Zumindest ein Teil des Getreides aus der Ukraine kommt direkt hungernden Menschen zugute. Wie das UN-Welternährungsprogramm (WFP) mitteilte, ist derzeit etwa ein Frachtschiff mit 25.000 Tonnen von der Ukraine gespendetem Weizen auf dem Weg nach Dschibuti, von wo die Ladung weiter nach Äthiopien transportiert werden soll. Insgesamt habe das WFP über den Schwarzmeer-Korridor knapp 300.000 Tonnen Getreide für hungernde Menschen verschifft, hieß es.