Nigerianischer Jurist fordert Recht auf Kompensation für Klimaschäden

Nigerianischer Jurist fordert Recht auf Kompensation für Klimaschäden
14.11.2022
epd
epd-Gespräch: Birte Mensing

Nairobi (epd). Der nigerianische Jurist Ademola Oluborode Jegede fordert klare Regeln zur Kompensation von Schäden und Verlusten durch die Klimakrise. Immer mehr Menschen auf dem afrikanischen Kontinent verlören nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch Familienmitglieder und kulturelle Stätten, sagte der Professor der Venda-Universität in Südafrika dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auf der derzeit laufenden Klimakonferenz in Ägypten müssten konkrete Mechanismen beschlossen werden.

Fluten in Nigeria und Dürre in Somalia hätten allein in diesem Jahr das Leben Hunderter Menschen beendet und die Lebensweise Hunderttausender weiterer unmöglich gemacht, sagte Jegede. Der Umgang damit müsse gesondert zu den Maßnahmen zur Klimaanpassung diskutiert werden. „Was unwiederbringlich verloren ist, kann nicht angepasst werden“, betonte der Jurist. „Wir werden nie wieder dahin kommen, wie es war, aber Ausgleichszahlungen können helfen, eine bessere Zukunft zu schaffen.“

Doch die reichen Länder dazu zu bringen, tatsächlich aktiv zu werden und mehr Geld zur Verfügung zu stellen, sei nicht leicht. Seit Jahren wird auf Klimakonferenzen über „Loss and Damage“, also Schäden und Verluste aufgrund von Klimaveränderungen, debattiert. Auf der Agenda ist das Thema konkrete Finanzhilfen allerdings erstmals beim aktuellen Gipfel, der noch bis Ende der Woche in Scharm el Scheich tagt. „Das Problem ist, dass es kein internationales Recht auf eine unversehrte Umwelt gibt“, erläuterte Jegede. Weil das Internationale Recht immer auf Zustimmung aller Länder beruhe, sei es kompliziert, einen rechtlichen Anspruch auf die Ausgleichszahlungen zu finden.

Auch deshalb bringen Aktivistinnen und Aktivisten laut Jegede die Debatte um Klimafolgen immer mehr mit anderen Menschenrechten in Verbindung. Sollte nun in Scharm el Scheich keine Lösung gefunden werden, sei es Zeit, den Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen in Den Haag einzuschalten. Der solle ausgehend von Vereinbarungen wie dem Pariser Klimaabkommen konkrete Verantwortlichkeitsbereiche der Länder erörtern, die mit ihren Emissionen Hauptverursacher der dramatischen, menschengemachten Klimaveränderungen sind.

Dabei sei wichtig, dass besonders Gemeinschaften, die am meisten unter den Auswirkungen stetig zunehmender Klimaextreme litten, auch ohne staatliche Intervention von den Finanzmechanismen profitieren könnten, betonte der Rechtswissenschaftler. Denn Gelder, die beispielsweise für die Anpassung an den Klimawandel gezahlt würden, nutzten Staaten oft für andere Zwecke. „Oft erreichen die Gelder bisher kaum die Betroffenen.“