Schulze: Klimaschutz mit sozialen Fragen verbinden

Schulze: Klimaschutz mit sozialen Fragen verbinden
Ägypten gehört zu den Ländern weltweit, die besonders stark durch die Erderwärmung bedroht sind. Entwicklungsministerin Schulze besuchte dort ein Projekt, das als Blaupause für schnelle Klimahilfen dienen könnte.

Alexandria, Scharm el Scheich (epd). Klimaschutz muss nach Worten von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) mit sozialen Fragen verknüpft werden. Klimafragen könnten nicht gelöst werden, „wenn wir nicht auch an die Menschen in den Ländern denken“, sagte sie am Sonntag in der nordägyptischen Stadt Alexandria. Am Montag will Schulze bei der Weltklimakonferenz in Scharm el Scheich gemeinsam mit besonders von der Erderwärmung bedrohten Ländern einen von Deutschland initiierten globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken starten. Dabei handelt es sich um eine Art Versicherung, über die klimabedingte Schäden und Verluste in armen Ländern ausgeglichen werden können.

Vor ihrer Teilnahme an den Klimaverhandlungen besuchte sie in dem nordafrikanischen Land zunächst einige von Deutschland geförderte Projekte zu Bewässerung, Küstenschutz und sozialer Sicherung. In einem Armenviertel von Alexandria besichtigte sie ein Gemeindezentrum, in dem Frauen ihrer Nachbarschaft mit Geldtransfers unter die Arme greifen. Die Auszahlungen sind an die Bedingung geknüpft, dass Eltern ihre Kinder regelmäßig in die Schule und zu gesundheitlichen Untersuchungen schicken. Die Frauen erzählten der Ministerin von ihrer Arbeit, von der Bekämpfung des Analphabetismus und von dem besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung für die ganze Familie.

Schulze betonte, „die Menschen hier haben keinerlei Reserven, keinerlei Rücklagen“. Bei dem Programm mit dem Titel „Takaful + Karama“ (Arabisch: Solidarität und Würde) habe der ägyptische Staat nun erhoben, wer in der Gemeinde hilfsbedürftig sei und könne dadurch im Notfall schnell reagieren. Nach Einschätzung der Ministerin könnte auch der Schutzschirm gegen Klimarisiken auf diese Art funktionieren.

Ferner besuchte Schulze das durch die Erderwärmung stark gefährdete ägyptische Nildelta, ein Gebiet, das Jahr für Jahr allmählich absinkt, während der Meeresspiegel steigt. Sie besichtigte Felder, die mithilfe elektrischer Wasserpumpen sparsamer und gleichmäßiger bewässert werden. Ein weiteres Projekt hat das Ziel, das Meer zurückzuhalten: Mit Hilfe von Reet-Zäunen, die den angewehten Sand einfangen, bilden sich Dünen, die als natürliche Dämme wirken.

Schulze erklärte: „Eine der fruchtbarsten, am dichtesten besiedelten Regionen der Welt, das Nildelta, wird durch Wasserknappheit, den steigenden Meeresspiegel und Versalzung bedroht.“ In dieser Region am Mittelmeer gehe es ganz konkret darum, ob Millionen Menschen künftig noch Nahrung und Wohnraum finden.

Ägypten besteht zu etwa 95 Prozent aus Wüste und die mehr als 100 Millionen Einwohner leben vor allen in den Gebieten am Nil. Bereits jetzt leidet die Ernte an längeren Hitzephasen und Wasserknappheit. Schon heute ist das Land der weltweit größte Weizenimporteur.