Frankfurt a.M., Scharm el Scheich (epd). Beim Weltklimagipfel in Ägypten sieht das Hilfswerk „Brot für die Welt“ Hoffnungszeichen für arme Länder, die aufgrund klimabedingter Schäden auf finanzielle Hilfe angewiesen sind. „Erstmals in der Geschichte der Klimaverhandlungen zeigen die Hauptverursacher der Klimakrise - die Industrieländer - ein Verständnis dafür, dass sie die betroffenen Staaten unterstützen müssen“, sagte die Klimaexpertin der Hilfsorganisation, Sabine Minninger, dem Evangelischen Pressedienst (epd) zur Halbzeit der Konferenz in Scharm el Scheich. Als Problem bezeichnete sie die Position großer Schwellenländer wie China: Obwohl sie zu den größten Treibhausgas-Verursachern zählten, sähen sie allein die Industriestaaten in der Pflicht; selbst seien sie aber nicht zu Geld-Zusagen bereit.
Zu Beginn der zweiwöchigen Klimakonferenz am vergangenen Sonntag waren erstmals Gespräche über konkrete Finanzhilfen zur Bewältigung klimabedingter Schäden und Verlusten auf die offizielle Verhandlungsagenda genommen worden. Zugesagt wurden den armen Ländern bei vergangenen Gipfeln nur Mittel für die Anpassung an die Erderwärmung - etwa für den Bau von Deichen oder die Entwicklung hitzeresistenter Getreidesorten - und für Klimaschutz.
Minninger erwartet eine Einigung der Staatengemeinschaft auf die Einrichtung eines gesonderten Fonds für den Umgang mit Schäden und Verlusten bis zum Jahr 2024 oder zumindest finanzielle Zusagen. Ziel der Klimakonferenz in Scharm el Scheich müsse das klare Versprechen sein, dass dafür zusätzliche Mittel bereitgestellt würden. „Nötig ist frisches Geld“, unterstrich die Expertin des evangelischen Hilfswerks, die die Verhandlungen vor Ort verfolgt. Zur Mobilisierung der Extra-Gelder sei etwa eine allgemeine Besteuerung von Kohlendioxid-Emissionen denkbar.
Keinesfalls dürften Mittel, die bereits für Anpassungsmaßnahmen versprochen wurden, umgewidmet werden, fügte Minninger hinzu. Das sei vor allem eine Sorge afrikanischer Länder, die bislang nur zehn Prozent ihres Bedarfs für die Anpassung finanziell gedeckt hätten. Minninger verwies darauf, dass die Industriestaaten ihre bestehende Verpflichtung, jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Anpassung und Klimaschutz bereitzustellen, bislang nicht erfüllt haben. Dies dürfe von der Debatte über Schäden und Verluste nicht überdeckt werden.
Die Expertin betonte zudem, dass die Hilfe für die Bewältigung klimabedingter Schäden bedarfsorientiert sein müsse. Auch dazu sollte es eine Festlegung bei der Konferenz geben: „Wenn etwa in Pakistan eine Naturkatastrophe einen Schaden von zehn Milliarden Dollar verursacht, muss eine ebenso große Summe an Unterstützung fließen“, erklärte die Klimareferentin.