Berlin, Scharm el Scheich (epd). Mit Aufrufen zu mehr Entschlossenheit im Kampf gegen die Erderwärmung hat die 27. Weltklimakonferenz in Ägypten die Arbeit aufgenommen. Der Konferenzpräsident und ägyptische Außenminister Samih Schukri rief am Sonntag bei der Auftaktveranstaltung in Scharm el Scheich die „Ära der Implementierung“ der Klimazusagen aus. Die internationale Gemeinschaft müsse zeigen, dass sie es ernst meine und niemanden zurücklasse, sagte er.
Der Chef des UN-Klimasekretariats, Simon Stiell, fügte hinzu, die Klimakonferenz in Paris habe 2015 die Einigung gebracht, die Konferenzen in Kattowitz und Glasgow daraufhin den Plan. Nun müsse es in Scharm el Scheich an die konkrete Umsetzung gehen - den Worten müssten Taten folgen.
Bei den knapp zweiwöchigen Beratungen ringen Delegierte aus mehr als 190 Ländern um die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 und einer Begrenzung der Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius. Dafür müssen die CO2-Emissionen deutlich schneller als bisher reduziert werden.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will am Montag und Dienstag vor Ort sein, zusammen mit mehr als hundert anderen Staats- und Regierungschefs. Der Kanzler wirbt dort unter anderem für einen Klimaclub von Ländern, die beim Klimaschutz vorangehen. Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz ist das Thema Schäden und Verluste: Entwicklungsländer fordern, dass Industriestaaten als Verursacher des Klimawandels für klimabedingte Zerstörungen aufkommen.
Die Bundesregierung kündigte an, man werde sich „mit geeinten Kräften dafür einsetzen, den internationalen Klimaschutz voranzutreiben“. Neben Scholz wollen auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nach Scharm el Scheich reisen.
Baerbock, deren Ministerium federführend in Sachen internationale Klimapolitik ist, erklärte, „die Menschheit steuert auf einen Abgrund zu, auf eine Erwärmung von über 2,5 Grad“. Auf der Klimakonferenz wolle sich Deutschland einsetzen für ein „robustes Arbeitsprogramm“ mit konkreten Minderungsschritten beim CO2-Ausstoß.
Schulze wies darauf hin, dass es „bereits heute erhebliche Klimaschäden gibt, gerade in den ärmsten Ländern“. Es sei daher eine zentrale entwicklungspolitische Aufgabe, mit praktischen Lösungen konkrete Hilfe zu leisten. Sie nannte dabei den von Deutschland vorgeschlagenen „Schutzschirm gegen Klimarisiken“, eine Art von Versicherung gegen klimabedingte Schäden und Verluste in armen Ländern.
Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer warf der Bundesregierung im „Interview der Woche“ im Deutschlandfunk wiederum eine Blockade-Haltung gegenüber Schadenersatzforderung armer Entwicklungsländer vor. Bislang wehren sich die Industrieländer gegen konkrete Kompensationsforderungen.
Neubauer und mehrere Umweltverbände riefen die Bundesregierung zudem dazu auf, Direktinvestitionen in fossile Energien im Ausland zu beenden. Dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag) sagte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Olaf Bandt: „Jedes Öl- und Gasfeld, das neu erschlossen wird, gefährdet das 1,5-Grad-Limit und trägt zu tödlichen Klimafolgen bei.“
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), forderte derweil die Freilassung des in Ägypten inhaftierten Journalisten und Aktivisten Alaa Abd el-Fattah und seines Anwalts Mohammed el-Baqer. Gerade Fattah sei „wegen seines Hungerstreiks in akuter Gefahr“, erklärte sie. Alaa Abd el-Fattah ist einer der bekanntesten Demokratieaktivisten in dem nordafrikanischen Land.