Frankfurt a.M. (epd). Der Mangel an Spenderorganen hat sich in Deutschland laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) verschärft. In den ersten neun Monaten dieses Jahres sei sowohl die Zahl der Spender als auch die der gespendeten Organe gesunken, sagte der Medizinische Vorstand Axel Rahmel am Donnerstag in Frankfurt am Main zum Auftakt des DSO-Jahreskongresses. Rund 8.500 schwer kranke Menschen stünden auf den Wartelisten.
Im ersten Dreivierteljahr hätten in Deutschland 701 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet, das seien 74 weniger als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der entnommenen Lebern, Lungen, Herzen, Nieren oder Bauspeicheldrüsen sei auf 2.178 (Vorjahreszeitraum 2.420) gesunken, sagte Rahmel.
Insgesamt seien bis Ende Oktober 2.293 Organe aus dem Eurotransplant-Verbund in Deutschland transplantiert worden, im Vergleichszeitraum 2021 waren es 2.492. Pro einer Million Einwohner gebe es aktuell in Deutschland zehn Spenderinnen oder Spender, in Spanien seien es 35.
Die anhaltendende Coronavirus-Pandemie und besonders hohe Inzidenzen hätten zu Jahresbeginn zu einem deutlichen Rückgang der Organspenden geführt, erläuterte der Medizinische Vorstand. Zum einen seien Corona-positive Personen bis Ende Februar dieses Jahres von einer möglichen Spende ausgeschlossen gewesen. Auch die gesetzlichen Initiativen zur Förderung der Organspende hätten wegen Corona nicht in dem Maße umgesetzt werden können wie geplant. Hinzu komme der „eklatante Personalmangel“ in vielen Kliniken.
Trotzdem sieht Rahmel Veränderungspotenzial. So müssten etwa die Informationen für die Ärzte und das Pflegepersonal in den 1.200 Entnahmekrankenhäusern verbessert werden. Wichtig sei auch eine höhere Qualität der Spenderorgane. Für das nächste Jahr sei etwa die Einführung der Maschinenperfusion für den Transport von Nieren vorgesehen. Die Methode verhindere Schäden durch eine Minderdurchblutung der Organe.
Mit Blick auf die schwer kranken Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten sprach sich Rahmel für die Widerspruchslösung bei der Organspende aus. Sie sei inzwischen in allen dem Eurotransplant-Verbund angeschlossenen Mitgliedsstaaten eingeführt.