Oldenburg (epd). Eine Krankenschwester, die im April 2021 Corona-Impfspritzen mit einer wirkungslosen Kochsalz-Lösung aufgezogen haben soll, muss sich seit Mittwoch am Landgericht Oldenburg wegen vorsätzlicher Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft werfe der 39-jährigen Frau vor, 15 Spritzen entweder nur mit Kochsalz oder aber mit extrem verdünntem Impfstoff befüllt und dann zur Impfung an eine Kollegin weitergegeben zu haben, sagte Gerichtssprecher Torben Tölle dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie habe die Pandemie als eine Verschwörung angesehen und die Arbeit im Impfzentrum Schortens-Roffhausen bei Wilhelmshaven sabotieren wollen (AZ: 3 KLs 18/22).
Die Angeklagte räumte ein, dass ihr ein Fläschchen mit Impfstoff versehentlich zerbrochen sei. Aus Angst um ihren Arbeitsplatz habe sie dann sechs Spritzen mit Resten aus anderen Ampullen aufgezogen und mit Kochsalz aufgefüllt. Eine politisch motivierte Handlung bestritt sie. Sie bereue die Tat. Ein Polizist, der die Frau damals zuerst vernommen hatte, sagte als Zeuge aus. Die Angeklagte habe ihm die Tat damals so geschildert. Dabei habe sie einen glaubwürdigen Eindruck vermittelt.
Nach Bekanntwerden des Vorfalls im April 2021 hatte der Landkreis Friesland mehr als 10.000 Menschen zur Nachimpfung aufgerufen, weil nicht mehr festzustellen war, wer die fraglichen Spritzen erhalten hatte. Der Skandal um die „Kochsalz-Impfungen“ sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Dem Gerichtssprecher zufolge drohen der Frau im Falle eines Schuldspruchs eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahre Haft. Der Prozess wird am 8. November fortgesetzt.