Nairobi, Abuja (epd). Mehr als 200.000 Menschen, die im Norden Nigerias von der Terrorgruppe Boko Haram geflohen sind, stehen nach Recherchen von Human Rights Watch vor dem Nichts. Laut einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation schloss die Regierung Auffanglager, ohne für irgendeine Alternative zu sorgen.
„Die nigerianischen Behörden sollten erkennen, dass die übereilte Schließung von Lagern die Bemühungen um eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Vertriebenen sabotiert“, erklärte die Human-Rights-Watch-Expertin Anietie Ewang. Die Regierung der Region Borno wolle sich unabhängiger von Hilfsorganisationen machen, biete aber keine alternativen Lösungsansätze.
Durch das rabiate Vorgehen verschärfe sich die schon heikle Lage der Binnenvertrieben akut, kritisierten die Menschenrechtler. Die meisten Vertriebenen hätten nun keinen Zugang mehr zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen. Viele Kinder seien mangelernährt und müssten betteln gehen. Tausende seien für ihr Überleben auf die nun sehr unregelmäßigen Essensausgaben angewiesen.
Acht Lager wurden demnach seit Oktober 2021 geschlossen, zwei weitere sollen bis Ende des Jahres geleert werden. Die Regierung habe versprochen, beim Wiederaufbau zerstörter Dörfer zu helfen, damit die Menschen in ihre Heimatorte zurückkehren können, erklärten die Menschenrechtler. Das sei bisher nicht passiert. Human Rights Watch ruft die Regierung Nigerias und die Vereinten Nationen auf, so schnell wie möglich ein Konzept für den Umgang mit Binnenvertrieben zu erarbeiten.