Genf (epd). Russland hat nach eigenen Angaben mehr als 6.000 ukrainische Kriegsgefangene in Gewahrsam. Aufgrund der hohen Zahl seien Besuche und Kontrollen durch das Rote Kreuz bei allen Betroffenen nicht möglich, erklärte am Donnerstag der russische Botschafter bei den UN in Genf, Gennadi Gatilow.
Sein Land stehe in ständigem Kontakt mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), um Visiten zu organisieren. Berichte, nach denen ukrainische Gefangene unmenschlich behandelt würden, wies der russische Botschafter zurück. Zugleich beschuldigte er die Ukraine, russische Kriegsgefangenen zu misshandeln und zu foltern.
Das Rote Kreuz fordert von Russland und der Ukraine freien und ungehinderten Zugang zu allen Kriegsgefangenen. Bislang habe das Rote Kreuz Tausende Gefangene in dem Konflikt zwischen den beiden Staaten nicht aufsuchen können.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar hätten Delegierte des IKRK erst einige Hundert Gefangene sehen können. Die Kriegsparteien müssten laut Völkerrecht dem neutralen IKRK sofortigen Zugang zu allen Kriegsgefangenen gewähren.
Das Rote Kreuz überprüft die Behandlung der Kriegsgefangenen und die Bedingungen, unter denen sie festgehalten werden. Auch informiert die Organisation die Angehörigen. Laut den Genfer Konventionen müssen Kriegsgefangene unter allen Umständen menschlich behandelt werden. Erniedrigung, Folter, Verstümmelungen und Tötungen sind verboten.
Das IKRK ist mit einem Team von über 600 Mitarbeitern in der Ukraine tätig, um Opfern des Konflikts zu helfen. Ermittler des UN-Menschenrechtsrates werfen den russischen Besatzungstruppen vor, in der Ukraine Kriegsverbrechen verübt zu haben. Der russische Präsident Wladimir Putin ließ seine Truppen im Februar in das Nachbarland einmarschieren.