Nairobi, Mogadischu (epd). Wegen der verheerenden Dürre wird Somalia laut „Ärzte ohne Grenzen“ auch von einer Gesundheitskrise heimgesucht. Neben weitverbreiteter Mangelernährung bekämpfe die Organisation Masern- und Choleraausbrüche, sagte der Somalia-Landesvertreter Djoen Besselink dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Nairobi. „Wir sind mit einer vielschichtigen Gesundheitskrise konfrontiert, deren Faktoren sich gegenseitig negativ beeinflussen. Es geht jetzt darum, Leben zu retten.“ Wie auch andere Regionen Ostafrikas wird Somalia derzeit von der schlimmsten Dürre seit vier Jahrzehnten heimgesucht.
Viele Gemeinschaften in dem Land hätten in den vergangenen zwölf Jahren wegen wiederkehrender Trockenphasen ihre Lebensgrundlage verloren und konnten sich nicht wieder erholen, sagte Besselink. Je schwächer und weniger gut ernährt die Menschen seien, desto weniger Widerstand könnten ihre Körper gegen Krankheiten leisten. Besonders Kinder, die jünger als fünf Jahre alt sind, seien betroffen. Wegen der Ausnahmesituation aufgrund von Dürre und Konflikten seien viele Kinder in Somalia nicht ausreichend geimpft. Seit Januar verzeichnete „Ärzte ohne Grenzen“ in Somalia mehr als 7.000 Masernfälle.
In Somalia sind die vergangenen vier Regenzeiten überdurchschnittlich schwach ausgefallen - und auch die jetzt eigentlich beginnende Regensaison bleibt bisher ohne signifikante Niederschläge. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 7,1 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen. Mehr als eine Million Männer, Frauen und Kinder mussten demnach seit Jahresbeginn ihr Zuhause verlassen und suchen Hilfe in bereits überfüllten Lagern für Vertriebene. „In diesen abgeschlossenen Umgebungen ist es für ansteckende Krankheiten einfach, sich auszubreiten“, sagte Besselink. Vor allem der fehlende Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Anlagen und grundlegender Hygiene führe zu Choleraausbrüchen. „Die Situation ist so hart, weil es nicht ausreichend Gesundheitsversorgung gibt und nicht genug Hilfe.“
„Ärzte ohne Grenzen“ ist nach eigenen Angaben seit 1979 in Somalia aktiv und unterstützt Impfkampagnen, Gesundheitszentren und Programme gegen Unterernährung. „Zu sehen, dass es den Kindern ein paar Wochen später viel besser geht, gibt uns Hoffnung“, sagte Besselink. „Es ist wichtig, dass wir weiter über Somalia sprechen.“ Die Krise dürfe nicht von anderen Notlagen überschattet und vergessen werden.