Köln (epd). Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen sieht die Gesundheit von Kindern weltweit bedroht und ruft reiche Länder zu mehr Engagement in vernachlässigten Regionen auf. Vor dem am Sonntag in Berlin beginnenden Weltgesundheitsgipfel mahnte Unicef Deutschland am Mittwoch in Köln, dass die Gesundheitssysteme in den ärmsten Ländern nachhaltig gestärkt werden müssten. Dazu seien unter anderem langfristige Investitionen in die Ausbildung und Bezahlung von mehr Gesundheitspersonal in Gemeinden und Einrichtungen notwendig. Immer mehr benachteiligte Kinder seien nicht geimpft.
„Kinder aus armen Familien haben eine viel schlechtere Chance, gesund aufzuwachsen und ihre Fähigkeiten zu entfalten. Sie sind schlechter ernährt, erhalten seltener Impfschutz und haben häufiger keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser“, erklärte Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. In einer Zeit multipler Krisen müssten die Teilnehmer des Weltgesundheitsgipfels in Berlin Investitionen in eine nachhaltige Gesundheitsversorgung der ärmsten Familien in den Mittelpunkt stellen.
Unicef unterstrich, dass die Covid-19-Pandemie nicht nur jeden Tag Tausende Menschen das Leben gekostet, sondern insbesondere in den ärmsten Ländern Fortschritte bei der Grundversorgung von Kindern zunichtegemacht habe. Schwache Gesundheitssysteme seien stark belastet und weitere Familien in Armut gestürzt worden. Verstärkt würden diese Probleme durch zahlreiche lange anhaltenden Konflikte und die Auswirkungen des Klimawandels.
Weltweit haben nach Unicef-Angaben im vergangenen Jahr 25 Millionen Kinder keinen Impfschutz vor gefährlichen Krankheiten wie Diphtherie, Tetanus und Röteln erhalten. Das bedeute einen Rückschritt um 30 Jahre. In vormals poliofreien Ländern seien zuletzt erneut Fälle von Kinderlähmung registriert worden, erklärte das Hilfswerk und nannte als wahrscheinliche Ursachen das viermonatige Aussetzen von Polio-Impfkampagnen in 30 Ländern im Jahr 2020 sowie die Tatsache, dass viele benachteiligte Kinder mit Regelimpfungen nicht erreicht wurden. Zudem sei allein in den ersten Monaten dieses Jahres die Zahl registrierter Maserninfektionen um 79 Prozent gestiegen.