Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Die Afrikanische Union (AU) startet einen neuen Versuch zum Ende der Gewalt in der nordäthiopischen Region Tigray. Die AU habe zu Friedensgesprächen unter ihrer Vermittlung geladen, twitterte am Mittwoch der Sicherheitsberater der äthiopischen Regierung, Redwan Hussien. Seine Regierung habe die Einladung angenommen. Medienberichten zufolge sollen die Gespräche zwischen äthiopischer Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) ab dem kommenden Wochenende in Südafrika stattfinden. Von Seiten der TPLF war zunächst keine Reaktion bekannt.
Derweil nehmen die Not und der Hunger von Millionen Menschen in der umkämpften Region Tigray laut den UN immer weiter zu. Seit gut sechs Wochen seien die Flüge mit Lebensmitteln, Medizin und anderen Gütern für die Bevölkerung ausgesetzt, betätigte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst in Genf. Helfer verteilten in Tigray die verbleibenden Vorräte.
Gleichzeitig gab sich der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erleichtert über die wiederaufgenommene Rotation des humanitären Personals. Das seien ermutigende Nachrichten, betonte Griffiths. Erstmals seit dem 24. August seien Helfer wieder aus Tigray hinausgebracht worden.
Die Zentralregierung in Addis Abeba behindert und vereitelt immer wieder die humanitären Hilfslieferungen und andere Transporte nach Tigray. Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) haben Millionen von Menschen ins Elend gestürzt. UN-Schätzungen zufolge sind Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder in Tigray und auch in den Regionen Afar und Amhara vor der Gewalt geflohen.
Die Kämpfe hatten im November 2020 in Tigray begonnen, wo ein Machtkampf zwischen der in der Region herrschenden TPLF und der äthiopischen Zentralregierung eskaliert war. Die Gewalt weitete sich auf andere Teile des Landes aus. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Bis heute gibt es in der Region kein funktionierendes Telefon- und Internetnetz.
Eine im März mühsam ausgehandelte Waffenpause hielt fünf Monate. Sie sollte ermöglichen, dass dringend benötigte Hilfsgüter in die abgeschottete Region gebracht werden können. Doch nur wenige Lkw mit Nahrungsmitteln und Medikamenten kamen an. Mit den erneuten Kämpfen ist ein dauerhafter Waffenstillstand, der unter anderem von der Afrikanischen Union und den USA unterstützt wurde, vorerst in weite Ferne gerückt.