Genf (epd). Die Not und der Hunger von Millionen Menschen in der umkämpften Region Tigray im Norden Äthiopiens nehmen laut den UN immer weiter zu. Seit gut sechs Wochen seien die Flüge mit Lebensmitteln, Medizin und anderen Gütern für die Bevölkerung ausgesetzt, betätigte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst in Genf. Helfer verteilten in Tigray die verbleibenden Vorräte.
Gleichzeitig gab sich der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erleichtert über die wiederaufgenommene Rotation des humanitären Personals. Das seien ermutigende Nachrichten, betonte Griffiths. Erstmals seit dem 24. August seien Helfer wieder aus Tigray hinaus gebracht worden.
Die Zentralregierung in Addis Abeba behindert und vereitelt immer die humanitären Hilfslieferungen und andere Transporte nach Tigray. Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) haben Millionen von Menschen ins Elend gestürzt. UN-Schätzungen zufolge sind Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder in Tigray und auch in den Regionen Afar und Amhara vor der Gewalt geflohen.
Die Kämpfe hatten im November 2020 in Tigray begonnen, wo ein Machtkampf zwischen der in der Region herrschenden TPLF und der äthiopischen Zentralregierung eskaliert war. Die Gewalt weitete sich auf andere Teile des Landes aus. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Bis heute gibt es in der Region kein funktionierendes Telefon- und Internetnetz.
Eine im März mühsam ausgehandelte Waffenpause hielt fünf Monate. Sie sollte ermöglichen, dass dringend benötigte Hilfsgüter in die abgeschottete Region gebracht werden können. Doch nur wenige Lkw mit Nahrungsmitteln und Medikamenten kamen an. Mit den erneuten Kämpfen ist ein dauerhafter Waffenstillstand, der unter anderem von der Afrikanischen Union und den USA unterstützt wurde, vorerst in weite Ferne gerückt.