Mainz (epd). Die verspätete Weitergabe von Hubschrauber-Videos an den Ahrtal-Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags soll auf interne Pannen bei der Polizei zurückgehen. „Wir bedauern diese Dokumentationsfehler sehr“, sagte der Koblenzer Polizeipräsident Karlheinz Maron am Dienstag bei einem kurzfristig anberaumten Pressetermin im Mainzer Innenministerium. Die drei insgesamt knapp 20-minütigen Videoaufnahmen aus dem überfluteten Tal wurden Pressevertretern dabei erstmals in einer teils verpixelten Version gezeigt.
Am Abend der Flutkatastrophe war ein Polizeihubschrauber den Flusslauf von der Ahr-Mündung bei Sinzig aus nach Westen entlang geflogen. Die Aufnahmen über dem stark überfluteten Schuld und anderen Ortschaften wurden teils mit Wärmebildkameras produziert und zeigen zahlreiche bis zum Dachgeschoss überflutete Häuser. Auch Menschen, die mit Lampen von Dächern oder Fenstern auf sich aufmerksam machen, und ein im Fluss treibendes Auto sind darauf zu sehen.
Bis September gingen die Mitglieder des Untersuchungsausschusses, aber auch die Staatsanwaltschaft in Koblenz davon aus, dass keine solchen Videoaufnahmen aus der Flutnacht existieren. Nach Darstellung der Polizei hatte lediglich ein Einsatzbericht der Hubschrauber-Besatzung das Koblenzer Präsidium und das Lagezentrum des Innenministeriums erreicht.
In den Tagen nach der Flutwelle hätten die Aufnahmen für die Rettungs- und Bergungsarbeiten keine vordringliche Rolle mehr gespielt. Die Videos seien dann nicht ordnungsgemäß verbucht worden, sagte der für die Hubschrauberstaffel zuständige Präsident des Polizeipräsidiums Einsatz, Logistik und Technik, Christoph Semmelrogge. Daher habe die Polizei sie nicht sofort an den Ausschuss weitergeleitet, sondern erst, als sie nach einem weiteren Aufruf, Material zu schicken, Anfang September entdeckt worden seien.
Die rheinland-pfälzische Opposition forderte nach Bekanntwerden der Aufnahmen den Rücktritt von Innenminister Roger Lewentz (SPD). Die Bilder hätten bereits das Ausmaß der Katastrophe gezeigt. Lewentz erklärte dagegen erneut, er habe die Aufnahmen erstmals am Tag seiner zweiten Vernehmung im Untersuchungsausschuss im September 2022 gesehen, obwohl sie nachweislich schon Wochen zuvor dem Ministerium bekannt gewesen seien. Der Minister versicherte zugleich, für den Verlauf der Ereignisse hätte sich nicht viel verändert, wenn er die Videos bereits in der Flutnacht gekannt hätte.