Leipzig (epd). Der 76. Deutsche Pfarrerinen- und Pfarrertag ist am Montag mit einem Gottesdienst in der Leipziger Thomaskirche eröffnet worden. Unter dem Motto „Ende der Sicherheit“ tagen rund 350 Theologinnen und Theologen aus verschiedenen evangelischen Landeskirchen sowie europäischen Partnerkirchen auf Einladung des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland bis Mittwoch in Leipzig. Sie wollen Veränderungen in Kirche und Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken. Hintergrund sind der Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie, die Aufnahme Geflüchteter sowie der Klimawandel.
Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz forderte die Teilnehmenden zu Beginn der Tagung auf, angesichts wachsender Erwartungen und Herausforderungen mit Besonnenheit zu reagieren. Am Dienstag wird Thomas de Maizière (CDU) zu einem Vortrag erwartet. Der frühere Bundesinnen- und Verteidigungsminister ist seit Oktober Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages.
Der Vorsitzende des veranstaltenden Verbandes, Andreas Kahnt, plädierte dafür, trotz christlich-pazifistischer Haltung die Waffenlieferungen an die Ukraine moralisch mit zu tragen. „Der Ukraine in dieser Situation Gewaltfreiheit abzuverlangen, ist zynisch“, sagte Kahnt. „In einer solchen Situation darf der Pazifismus eine Ausnahme machen, ohne sich selbst zu verleugnen“, fügte er hinzu. Nichts zu tun, wäre eine Haltung, die den Pazifismus zu einer Sache privilegierter Menschen machte, „die das Glück haben, in einem Land zu leben, in dem seit mehr als 70 Jahren Rechtsstaatlichkeit und die Abwesenheit von Krieg den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen“.
Der Pfarrerinnen- und Pfarrertag findet alle zwei Jahre statt, zuletzt kam er 2018 zusammen. 2020 fiel die Tagung coronabedingt aus. Dem ausrichtenden Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland gehören rund 20.000 Mitglieder an.