Genf (epd). Die Militärherrscher in Myanmar gehen laut den UN immer brutaler gegen die eigene Bevölkerung vor. Die Lage der Einwohner Myanmars sei katastrophal, warnte die amtierende UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Nada Al-Nashif, am Montag in Genf. Das Militär bringe zunehmend Leid und Angst.
Vor dem UN-Menschenrechtsrat erklärte sie, dass seit dem Putsch im Februar 2021 mindestens 2.316 Menschen getötet worden seien, darunter mindestens 188 Kinder. Das Militär und andere Kräfte des Regimes hätten mehr als 15.607 Menschen verhaftet, etwa 12.464 davon seien noch in Gewahrsam.
Die Zahl der Todesopfer unter den Festgenommenen steige stetig an, betonte die amtierende Hochkommissarin. Mindestens 273 Personen seien in Gefängnissen, Haft- und Verhörzentren sowie Polizeistationen zu Tode gekommen. Mindestens 266 Personen seien bei Razzien und Verhaftungen in Dörfern getötet worden, viele durch Kopfschüsse.
Mehr als eine Million Menschen seien vor der Gewalt geflüchtet, rund 45.000 Menschen über die Grenze. Die Binnenflüchtlinge lebten oft ohne Zugang zu Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung, erklärte Al-Nashif. Eine Hungersnot sei zu befürchten, da das Militär den Zugang für Hilfsorganisationen weitgehend verweigere und angeordnet habe, die humanitären Maßnahmen in bestimmten Gebieten einzustellen.
Die Offensiven des Militärs im ganzen Land zielten nicht nur auf seine Gegner ab, sondern auch auf die Bestrafung von Gemeinschaften, die es für seine Unterstützer halte. Die Taktik bestehe zunehmend in wahllosen Angriffen, erläuterte die amtierende Hochkommissarin. Der zunehmende Einsatz von Luftstreitkräften und Artillerie während der Monsunzeit habe erhebliche Auswirkungen auf Zivilisten und Wohngebiete. Bei militärischen Bodenoperationen seien bis zu 30.000 Wohnhäuser, Schulen und andere zivile Einrichtungen niedergebrannt worden.