Kiel, Berlin (epd). Nach einer Corona-Erkrankung leiden besonders junge Frauen einer Studie zufolge unter chronischer Erschöpfung. Geistige Beeinträchtigungen seien eher bei Männern ab 55 Jahren zu beobachten, teilte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) am Mittwoch mit. Gemeinsam mit Forschenden der Berliner Charité hatte das UKSH Daten von rund 1.000 Patientinnen und Patienten ausgewertet, deren Coronainfektion mindestens sechs Monate zurücklag.
Chronische Erschöpfung kommt der Studie zufolge auch Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus mehr als doppelt so häufig vor wie in der gesunden Allgemeinbevölkerung. Insbesondere trifft sie Frauen zwischen 18 und 24 Jahren. „Wir hatten im direkten Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung keine so hohen Zahlen und keinen so deutlichen Unterschied erwartet“, sagte Carsten Finke von der Klinik für Neurologie der Charité.
Neurologische Beschwerden während der akuten Infektion identifizierten die Forschenden als Risikofaktoren für das spätere Auftreten der chronischen Erschöpfung, die auch als Fatigue-Syndrom bekannt ist. Es zeichnet sich durch eine langfristige und stark ausgeprägte körperliche Schwäche aus, die sich selbst durch Schlaf und Ruhepausen nicht bessert. Geeignete Therapieoptionen fehlten, hieß es. Gleichzeitig sei sie ein häufiges und relevantes Problem. „Die Erkrankung ist mit großem persönlichem Leidensdruck verbunden, führt zu Ausfällen am Arbeitsplatz und stellt eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem dar“, so Finke.
Kognitive Einschränkungen wie Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen zeigten sich laut der Studie bei 27 Prozent der Untersuchten. Symptome dieser Art traten vor allem bei älteren Männern auf. Nur wenige von ihnen beklagten jedoch gleichzeitig Symptome einer chronischen Erschöpfung, während bei Patientinnen und Patienten zwischen 25 und 54 Jahren etwa die Hälfte an Fatigue und kognitiven Einschränkungen litt.