Kinder- und Jugendärzte fordern Regulierung von Junkfood-Werbung

Kinder- und Jugendärzte fordern Regulierung von Junkfood-Werbung

Köln, Berlin (epd). Mehr als 300 Kinder- und Jugendärzte fordern ein Verbot von „Junkfood“-Werbung. In einem am Montag veröffentlichten Appell wenden sie sich an Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) und fordern ein Gesetz, das Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel umfassend beschränken soll. Der in Köln ansässige Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) stellte den Appell gemeinsam mit der Verbraucherorganisation Foodwatch und der Deutschen Allianz für Nichtübertragbare Krankheiten am Montag in Berlin vor. Die Beteiligten fordern, noch in diesem Jahr ein Gesetz für wirksame Werbebeschränkungen auf den Weg zu bringen.

Ungesunde Ernährung sei eine der Hauptursachen für die Ausbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen und werde durch aggressive Marketingpraktiken der Junkfood-Industrie befeuert, erklärten die Mediziner. „Die Lebensmittelindustrie macht auf allen Kanälen Werbung für Zuckerbomben und fettige Snacks. Mit ihrem Marketing torpedieren die Hersteller das Bemühen vieler Eltern, ihre Kinder gesund zu ernähren“, sagte BVKJ-Präsident Thomas Fischbach.

Als zentrale Maßnahme fordern die Kinderärzte eine Werbepause für ungesunde Lebensmittel im TV, Internet und Radio tagsüber zwischen 6 und 23 Uhr. Werbung für ungesunde Produkte sollte sich zudem grundsätzlich nicht mehr direkt an Kinder richten und entsprechend beworben werden dürfen, etwa mit Comicfiguren, verspielter Produktaufmachung oder Spielzeugbeigaben.

Luise Molling von der Verbraucherorganisation Foodwatch wies darauf hin, dass allein die Süßwarenindustrie 2021 eine Milliarde Euro für Werbung ausgegeben habe, so viel wie in keinem anderen Jahr zuvor. Laut einer Studie der Universität Hamburg sehe jedes Kind zwischen drei und dreizehn Jahren pro Tag im Schnitt 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel.

Nach Angaben des Verbands der Kinderärzte sind etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht und 6 Prozent von Fettleibigkeit (Adipositas) betroffen. In der Corona-Pandemie sei die Zahl der übergewichtigen Kinder weiter angestiegen, mit fatalen gesundheitlichen Folgen.