Frankfurt a.M. (epd). Die fast 430 von der „Sea-Watch 3“ geretteten Flüchtlinge sind am Wochenende in Süditalien an Land gegangen. Wie die Organisation Sea-Watch per Twitter mitteilte, konnten bis Sonntag alle Geflüchteten das Schiff verlassen. Die „Sea-Watch3“ war am Vortag in den Hafen von Reggio Calabria eingelaufen, nachdem die italienischen Behörden dafür grünes Licht gegeben hatten. Derweil wartete am Sonntag das Rettungsschiff „Humanity 1“ mit 414 Geretteten an Bord weiter auf die Zuweisung eines Hafens. Die „Open Arms Uno“ rettete am frühen Morgen mehr als 290 Menschen.
Die „Sea-Watch 3“ hatte in mehreren Einsätzen insgesamt 428 Migranten und Flüchtlinge aus Booten vor der libyschen Küste aufgenommen. Anschließend musste die Besatzung tagelang auf die Erlaubnis warten, die Menschen in einem sicheren europäischen Hafen an Land zu bringen. Ein Flüchtling musste zwischenzeitlich aus medizinischen Gründen von Bord evakuiert werden.
Die Crew der „Humanity 1“ berichtete am Wochenende von einer verheerenden Versorgungslage auf dem Schiff. Viele der Geretteten - fast die Hälfte davon Kinder und Jugendliche - seien bereits seit mehr als eine Woche auf See, teilte die Betreiberorganisation SOS Humanity mit. An Bord werde das Frischwasser knapp. Auch andere Vorräte wie Babymilchpulver gingen zur Neige.
Erkältungs- und Magen-Darm-Krankheiten griffen aufgrund des engen Raums um sich, hieß es weiter. Mehrere Kinder hätten hohes Fieber von bis zu 40 Grad. An Bord befinde sich auch ein Mann mit einer kürzlich erlittenen Schusswunde, die an Bord nicht behandelt werden könne. Wegen schlechten Wetters habe das Schiff Schutz vor starkem Wind und Wellen vor Sizilien suchen müssen.
Die „Open Arms Uno“ nahm am Sonntagmorgen 294 Menschen auf, die vier Tage lang mit einem Kahn unterwegs gewesen waren. Damit stieg die Zahl der geretteten Flüchtlinge an Bord auf 372. Wie die spanische Organisation Open Arms twitterte, wiesen die meisten Geretteten Anzeichen von Dehydrierung auf.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben seit Jahresbeginn bei der Überfahrt mindestens 1.297 Menschen oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Es gibt keine staatlich organisierte Seenotrettung, nur private Organisationen halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Nach ihren Rettungen müssen die Helferinnen und Helfer oftmals lange auf die Zuweisung eines Hafens warten, um die Menschen an Land zu bringen.