Frankfurt a.M. (epd). Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber hält das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens für unrealistisch. „Die 1,5 Grad sind eine Illusion, auch wenn sie noch so wünschenswert wären“, sagte der frühere Präsident des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung der „Frankfurter Rundschau“ (Dienstag). Im Klimaabkommen von Paris hatte sich die Staatengemeinschaft im Jahr 2015 dazu verpflichtet, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad Celsius, möglichst sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Schellnhuber erwartet nach eigenen Worten, dass der Temperaturanstieg im günstigsten Fall knapp oberhalb von zwei Grad gestoppt und dann in den nächsten 200 Jahren langsam wieder rückgängig gemacht werden kann. Dazu müsse allerdings Kohlendioxid wieder aus der Atmosphäre entfernt werden.
Auch bei diesem positiven Szenario sei aber mit „brutalen klimatischen Herausforderungen“ zu rechnen, die große Anstrengungen zur Anpassung erfordern, fügte der Klimaforscher hinzu. Dazu zähle ein Meeresspiegelanstieg von mindestens einem Meter, die Aufgabe der Landwirtschaft in Teilen Südeuropas und eine Migrationswelle von Hunderten Millionen Menschen, da die Lebensbedingungen in Äquatornähe zu schlecht würden.
Schellnhuber warnte, dass eine Erwärmung um drei Grad „die rote Line“ sei, ab der der Klimawandel nicht mehr beherrschbar sein dürfte. „Und leider könnte diese Linie überschritten werden.“ Drei bis fünf Grad bedeuten das „Climate End Game“, die Szenarien gingen hier „bis hin zum Kollaps der Weltwirtschaft und sogar zur Auslöschung der Menschheit“.