Berlin (epd). Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll, hat sich mit einem Appell für eine sofortige Entlastung der pflegenden Angehörigen zu Wort gemeldet. In einem Positionspapier, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, erklärte Moll: „Trotz großer Krisen dürfen wir nicht die Augen davor verschließen, dass die Belastungsgrenze der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen schon lange überschritten ist.“ Es müsse jetzt gehandelt werden, forderte Moll.
Kurzfristig müsse vor allem mehr für die häusliche Pflege getan werden, verlangte die Pflegebevollmächtigte. Die Kostenexplosion und Energiekrise treffe die rund vier Millionen Pflegebedürftigen, die von ihren Angehörigen zu Hause versorgt werden, besonders hart. Sie seien vielfach auf das Auto angewiesen, müssten öfter Wäsche waschen und ausreichend heizen. Moll verlangte einen Krisen-Zuschlag aus Steuermitteln für alle Pflegeleistungen. Sie forderte die Koalition zudem auf, die versprochene regelmäßige Erhöhung des Pflegegeldes umzusetzen.
Pflegegeld bekommen Pflegebedürftige, wenn ihre Versorgung von den Angehörigen zu Hause geleistet wird. Bereits die vorige Regierung hatte errechnet, dass wegen der Preissteigerungen 2020 eine Erhöhung der Beträge um fünf Prozent notwendig gewesen wäre, diese aber nicht umgesetzt, um Leistungsausweitungen in der stationären Pflege finanzieren zu können.
Moll erklärte weiter, wegen der steigenden Kosten bei ambulanten Pflegediensten, die diese auf ihre Klienten umlegten, müssten auch die Pflegesachleistungen regelmäßig erhöht werden. Alle Haushalte, die die Pflege ihrer Angehörigen mithilfe der Dienste organisieren, litten unter den stark steigenden Pflegepreisen, so Moll.
Zuletzt hatte die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, kritisiert, dass pflegende Angehörige, die nicht mehr arbeiten, aber auch noch nicht in Rente sind, von der Ausweitung der Energiepauschale im dritten Entlastungspaket nicht profitieren. Sie bekämen die 300 oder 200 Euro nicht, die nach den Beschäftigten nun auch Rentnerinnen und Rentner sowie Studierende erhalten sollen, kritisierte Bentele.