Atomgegner fordern Stopp von russischem Urantransport nach Lingen

Atomgegner fordern Stopp von russischem Urantransport nach Lingen

Lingen (epd). Umwelt-Organisationen aus mehreren Ländern fordern den Stopp eines nach ihren Angaben laufenden Urantransports aus Russland zur Brennelemente-Fabrik im emsländischen Lingen. Das angereicherte Uranhexafluorid befinde sich zurzeit auf dem für Urantransporte bekannten Schiff „Mikhail Dudin“ auf dem Weg von St. Petersburg nach Rotterdam, berichteten die Initiativen am Mittwoch. Von dort solle das Uran mit einer niederländischen Spedition nach Lingen gebracht werden.

Die Lingener Brennelemente-Fabrik ist vom deutschen Atomausstieg ausgenommen. Sie beliefert Atomkraftwerke in mehreren europäischen Ländern mit frischen Reaktor-Brennstäben. Betrieben wird die Anlage vom französischen Atomkonzern Framatome/ANF.

„Unsere Bundesregierung arbeitet angeblich an der Energie-Unabhängigkeit von Russland und predigt harte Sanktionen“, sagte Alexander Vent vom Bündnis „Atomkraftgegner im Emsland“. „Es passiert aber genau das Gegenteil: In Russland angereichertes Uran wird nach Deutschland gebracht und spült Putins Staatskonzern “Rosatom„ weiter Geld in die Kriegskasse.“ Die für die Transportgenehmigung zuständige Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) müsse diese Genehmigung für den laufenden Transport etwa für den Nord-Ostsee-Kanal widerrufen und die Rückfahrt des Schiffes in die Wege leiten.

Dirk Bannink vom niederländischen Atom-Dokumentations- und Recherchezentrum LAKA erklärte, der aktuelle Transport zeige deutlich, dass ein Festhalten an Atomkraft nur eine weitere Form der Abhängigkeit von Russland darstelle. „Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine wurde der Kernenergie-Sektor auf Druck der Atomlobby von den internationalen Sanktionen ausgenommen, da Russland eine wichtige Rolle in der internationalen Kernenergiekette spielt.“

Vladimir Sliviak von der russischen Umwelt-Organisation „Ecodefense“ sagte, „Rosatom“ betreibe weltweit Uranminen, unter anderem auch in Kanada und Namibia. Der russische Atomkonzern sei bei allen Verarbeitungsschritten wie der Konversion und Anreicherung von Uran bei etwa einem Viertel des EU-Bedarfes eingebunden. Auch am Krieg gegen die Ukraine sei „Rosatom“ mit der Besetzung von Atomkraftwerken beteiligt. Sliviak ist Träger des alternativen Nobelpreises.