Kirchen zu Klimawandel: Hört auf die Kinder und die Wissenschaft

Kirchen zu Klimawandel: Hört auf die Kinder und die Wissenschaft
Welt-Ökumene-Gipfel: Appell für mehr Frauen auf Leitungsebene
Führende Vertreterinnen der weltweiten Ökumene haben vor Ignoranz gegenüber dem Klimawandel gewarnt. Untätigkeit sei ein Verbrechen gegen die heute lebenden Kinder und künftige Generationen. Sie forderten ein Ende der Nutzung fossiler Energien.

Karlsruhe (epd). Der Weltkirchenrat dringt auf mehr Engagement im Kampf gegen den Klimawandel. „Wenn wir jetzt nicht handeln, wird dies später als Verbrechen gegen die Kinder geahndet“, sagte die Sonderberaterin für Kinderrechte beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), Frederique Seidel, am Dienstag vor Journalisten in Karlsruhe. Die Umwelt zu schützen, sei eine Frage von Rechten der zukünftigen Generationen, mahnte Seidel auf der 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates.

Banken und Finanzsektor dürften nicht mehr in fossile Energiequellen investieren. „Das ist heute die effektivste Maßnahme zum Kinderschutz“, sagte Seidel.

Die Klimakrise betreffe diejenigen am meisten, die dafür am wenigsten verantwortlich seien, sagte die Klima-Aktivistin Jessica Bwali aus dem südostafrikanischen Sambia. Sie rief die Menschen vor allem im globalen Norden auf, sich darüber im Klaren zu sein, welche Auswirkungen ihr Lebensstil für die Menschen im globalen Süden hat.

Der Einsatz gegen den fortschreitenden Klimawandel sei vor allem für die Kinder der Zukunft unabdingbar, sagte Masimba Lovemore Kuchera, Vorsitzender der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten (CCIA). „Hört auf die Kinder und hört auf die Wissenschaft“, mahnte der Direktor des Zentrums für Behinderung und Entwicklung in Simbabwe vor Journalisten in Karlsruhe.

Die evangelische Friedensarbeit wies auf gravierende Auswirkungen des Militärs auf den Klimawandel hin. Das gelte nicht nur im Krieg, „sondern auch in Friedenszeiten“, erklärte die Konferenz für Friedensarbeit im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): „Kriege hinterlassen verbrannte Erde, Munitionsreste lagern noch lange nach Kriegsende auf dem Meeresboden oder auf Landflächen, Militärfahrzeuge verbrauchen Unmengen an Treibstoff, auch in Manövern.“

Andere Teilnehmerinnen der Ökumene-Tagung forderten mehr Frauen in kirchlichen Leitungsämtern. Alle 352 Mitgliedskirchen des Weltkirchenrates sollten die Ordination von Frauen zum geistlichen Amt zulassen, sagte die US-amerikanische Pastorin Karen Georgia Thompson der United Church of Christ (UCC) am Dienstag in der badischen Metropole. In vielen Kirchen weltweit sind Frauen weiter von der Ordination ausgeschlossen.

Die deutsche Delegation zog derweil wenige Tage vor Ende des Treffens eine positive Bilanz. Die deutschen Kirchen würden sich als gute Gastgeber erweisen, sagte die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse Huber vor Journalisten.

Unter den 13 deutschen Delegierten sind neben Bosse-Huber die Bischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sowie der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer. Landesbischöfin der gastgebenden badischen Landeskirche ist Heike Springhart.

An der neuntägigen Weltkirchenkonferenz, die noch bis 8. September in Karlsruhe tagt, nehmen mehr als 3.000 Gäste aus aller Welt teil. Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied.