Karlsruhe (epd). Für neue Wege in der Ökumene haben Theologen bei der in Karlsruhe tagenden Weltkirchenkonferenz geworben. Es müsse heute vor allem darum gehen, Spaltungen zwischen den Kirchen zu überwinden, sagte der Direktor der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der brasilianische Theologe Odair Pedroso Mateus, am Montag vor Journalisten. Er sprach sich für eine „Ökumene der Herzen“ aus. Das Streben nach Einheit dürfe nicht in intellektuellen Debatten stehen bleiben.
Allerdings beobachte er ein Auseinanderdriften in der ökumenischen Bewegung. Während sich der Weltkirchenrat auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirchen befinde, spalte sich die nicht-katholische Christenheit immer weiter auf, in zurzeit Schätzungen zufolge rund 70.000 Denominationen, also unterschiedliche christliche Religionsgemeinschaften, Kirchen oder Freikirchen.
Die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung ist eines der wichtigsten Gremien in der ökumenischen Bewegung. Der Name bezieht sich auf die zwei Bereiche, in denen vorhandene Uneinigkeiten den christlichen Kirchen den Weg zur Gemeinschaft oder Einheit verwehren. Die Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung hat ihre Anfänge 1910 in den USA. Daraus gingen 1927 und 1937 zwei Weltkonferenzen hervor. Nach 1948 wurde aus der Bewegung die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).
An der neuntägigen Weltkirchenkonferenz, die noch bis 8. September in Karlsruhe tagt, nehmen mehr als 3.000 Gäste aus aller Welt teil. Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied.