Karlsruhe (epd). Der Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Thomas Schirrmacher, hat sich bei aller Kritik am Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gegen eine pauschale Verurteilung der gesamten russischen Bevölkerung ausgesprochen. Die russische Regierung gelte es zu verurteilen, aber viele der im Krieg getöteten jungen russischen Soldaten seien selbst Opfer, sagte Schirrmacher am Montag auf einem Podium der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe.
Schirrmacher warnte zudem davor, den Staat Israel für alle Probleme im Nahen Osten verantwortlich zu machen. Er wandte sich in diesem Zusammenhang gegen jede Form von Antisemitismus. Alle Seiten müssten in einen Dialog eingebunden werden. Zu verurteilen seien auch die jüngst im Gazastreifen vollstreckten Todesurteile durch die radikalislamische Hamas wegen der angeblichen Kollaboration mit Israel, sagte Schirrmacher, der als einer der führenden Experten zum Thema Religionsfreiheit gilt.
Die Weltweite Evangelische Allianz wurde 1846 in London als interkonfessionelle Einigungsbewegung gegründet. Heute arbeiten in dem religiösen Dachverband Allianzen aus 129 Ländern aus allen Kontinenten zusammen. Die WEA repräsentiert damit nach eigenen Angaben mehr als 600 Millionen evangelikal geprägter Christen. Schirrmacher hat mit dem Vatikan und dem ÖRK zusammengearbeitet und ist Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte.
An der neuntägigen Weltkirchenkonferenz, die noch bis 8. September in Karlsruhe tagt, nehmen mehr als 3.000 Gäste aus aller Welt teil. Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied.