Welt-Ökumene-Gipfel: "Krieg ist keine Option"

Welt-Ökumene-Gipfel: "Krieg ist keine Option"
Die Themen Ukraine-Konflikt, Klima-Krise sowie die weltweite Hungersnot prägten am Freitag die Tagung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe. Die Weltreligionen wurden aufgefordert, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen.

Karlsruhe (epd). Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) fordert von der Staatengemeinschaft, Konflikte in Zukunft ausschließlich gewaltfrei zu lösen. „Krieg ist keine Option“, sagte Azza Karam, Generalsekretärin von Religions for Peace, am Freitag auf dem Hauptpodium der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).

Die Religionen müssten sich gemeinschaftlich mehr für den Frieden und eine gerechtere Welt einsetzen, fügte die Muslima und Professorin für Religion und Entwicklung hinzu. Dabei dürften sich Religionen nicht von der Politik vereinnahmen lassen. Religions for Peace ist nach eigenen Angaben die weltweit größte multireligiöse Nichtregierungsorganisation.

„Brot für die Welt“-Präsidentin Dagmar Pruin mahnte mehr Anstrengungen zur Entschärfung der weltweiten Hungerkrise an. Der Ukraine-Krieg habe die Hungersnot zwar verstärkt, aber nicht ausgelöst, sagte Pruin auf dem Ökumene-Gipfel in Karlsruhe. Weltweit seien 828 Millionen Menschen unterernährt. Die Nothilfe müsse global aufgestockt werden.

Zum Ukraine-Konflikt sagte Pruin, zunächst müsse man den durch den Krieg verfolgten und Not leidenden Menschen helfen. Dies sei Christenpflicht, sagte sie mit Verweis auf das biblische Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der einem verletzten Mann half, der unter die Räuber gefallen war. Danach aber müsse man „auch die Räuber zur Rechenschaft ziehen“, sagte die evangelische Pfarrerin.

Der ukrainische Erzbischof Jewstratij prangerte eine jahrhundertelange Unterdrückung seines Landes durch Russland an. Der aktuelle Angriffskrieg füge sich nahtlos in die imperialistische russische Geschichte zur Unterwerfung der Ukraine ein, sagte Jewstratij auf dem ÖRK-Hauptpodium.

Ziel der brutalen Aggression des russischen Präsidenten Wladimir Putin sei eine „Entukrainisierung“ der Ukraine, betonte der orthodoxe Erzbischof von Tschernihiw und Nischyn, dessen Kirche von Moskau unabhängig ist. Schon die Zaren hätten vor mehr als 300 Jahren begonnen, das Ukrainische immer stärker zurückzudrängen. Diese Strategie habe die Sowjetunion im 20. Jahrhundert fortgeführt.

Auch der Klimawandel war wieder Thema des Christen-Treffens. Mit lautstarkem Protest, Trommeln und Gesang demonstrierten mehr als 100 junge Leute aus aller Welt in Karlsruhe für Klimagerechtigkeit. Am Rande der ÖRK-Vollversammlung forderten sie gemeinsam mit Mitgliedern von „Fridays for Future“ von Politik und Kirchen sofortiges Handeln gegen die Klimakrise.

Gefordert wurden der sofortige Ausstieg aus fossilen Energieträgern, die Ächtung von Atomwaffen und ein Ende aller Kriege. Auf Plakaten der Demonstrierenden in Deutsch, Englisch und Spanisch stand „Unsere Schöpfung ist nicht zu verkaufen“ oder „Gott sah, dass es gut war (Genesis1:31) und wir zerstören es“.

An dem Ökumene-Gipfel, der noch bis zum 8. September in Karlsruhe tagt, nehmen rund 4.000 Gäste aus aller Welt teil. Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied.