Ökumene-Gipfel: Maßvoller Lebensstil gut gegen Klimawandel

Ökumene-Gipfel: Maßvoller Lebensstil gut gegen Klimawandel
Der Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK) feiert den Tag der Schöpfung
Appelle für mehr Klimagerechtigkeit und gegen die Ausbeutung der Natur prägten die bis 8. September in Karlsruhe tagende Vollversammlung des Weltkirchenrates. Zentrale Botschaft am Tag der Schöpfung war: Ändert Euer Leben!

Karlsruhe (epd). Der Weltkirchenrat drängt die Staatengemeinschaft zu mehr Anstrengungen im Klimaschutz. Nicht Corona, sondern der Klimawandel sei „immer noch die größte Bedrohung für unseren Planeten“, sagte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., am Donnerstag auf der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe in einer Videobotschaft. Er rief vor allem reiche Länder zu einem nachhaltigen, maßvollen und bescheidenen Lebensstil auf.

Anlass der Grußbotschaft des „grünen Patriarchen“ war der „Tag der Schöpfung“, der von den christlichen Kirchen traditionell Anfang September begangen wird. Werde der Anstieg der globalen Temperatur nicht beschränkt, werde die Zahl der Toten infolge des Klimawandels alle durch Infektionskrankheiten hervorgerufenen Sterbefälle in den Schatten stellen, fügte Bartholomäus hinzu, der seit Jahrzehnten für mehr Klimaschutz und mehr soziale Gerechtigkeit eintritt.

Der Klimawandel betreffe besonders Junge und Ungeborene, sagte Joy Kennedy, Mitglied der ÖRK-Arbeitsgruppe Klimawandel. Sie forderte eine globale klimapolitische Zusammenarbeit. Gelinge das nicht, wird es „vielleicht keine nächste Vollversammlung mehr geben“. Die Covid-Pandemie habe gezeigt, dass Regierungen durchaus in der Lage seien, bei drängenden Problemen schnell zu handeln.

Julia Rensberg von der Minderheit der Samen in Schweden bezeichnete es als Widerspruch, angesichts der Klimakrise den Tag der Schöpfung zu feiern. Besonders kritisch sei der Temperaturanstieg in den arktischen Regionen. Die Rentiere verhungerten, weil ihre Nahrung sprichwörtlich verbrennt, die Wälder vertrocknen und die Gletscher schmelzen.

In einer Grußbotschaft rief Papst Franziskus die Kirchen zu mehr Einheit auf. „Die Versöhnung unter den Christen ist die Grundvoraussetzung für die glaubwürdige Mission der Kirche“, erklärte er in einer von Kurienkardinal Kurt Koch überbrachten Erklärung. Der Schweizer Theologe Koch ist Präsident des päpstlichen Einheitsrates und damit im Vatikan für die Ökumene zuständig.

Unterdessen wies die russisch-orthodoxe Kirche Äußerungen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Welt-Ökumene-Gipfel vom Vortag mit Empörung zurück. Zum Auftakt der Tagung am Mittwoch hatte Steinmeier die russisch-orthodoxe Kirchenleitung mit Blick auf den Ukraine-Krieg in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert. Deren Leitung führe ihre Gläubigen auf einen Irrweg.

Steinmeiers Anschuldigungen seien „völlig unbegründet“, erklärte der russisch-orthodoxe Delegationsleiter, Metropolit Antonius, mit Verweis auf eine offizielle Stellungnahme. Es handele sich um „eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des ÖRK, ein Versuch, den friedensstiftenden und politisch neutralen Charakter seiner Arbeit infrage zu stellen“.

Erstmals in der über 70-jährigen Geschichte des Weltkirchenrates tagt dessen höchstes Gremium in Deutschland. Der am Mittwoch eröffnete Ökumene-Gipfel berät bis zum 8. September in Karlsruhe. Daran nehmen rund 4.000 Gäste aus aller Welt teil.

Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet jedoch bei einzelnen Programmen mit.