Karlsruhe (epd). Die badische Landesbischöfin Heike Springhart erwartet bei der Vollversammlung des Weltkirchenrats in Karlsruhe neben Begegnungen mit Christen aus aller Welt auch kritische Auseinandersetzungen. Als Beispiel nannte sie den Ukraine-Krieg. Wenn sich in Karlsruhe Menschen aus der russisch-orthodoxen Kirche und Vertreter aus der Ukraine treffen, müsse Kritik klar benannt werden, sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Sie setze darauf, dass im offenen Gespräch auch die komplexen Themen klar angesprochen würden und um Lösungen gerungen werde. Kirchenvertreter wie der Moskauer Patriarch Kyrill, die kriegstreiberische Parolen predigen, hätten sich vom Kern des Evangeliums entfernt. Trotzdem sei es wichtig, „dass wir mit allen im Gespräch sind - auch mit Vertretern aus Russland“, sagte Springhart.
Zur 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates vom 31. August bis 8. September werden in Karlsruhe rund 4.500 Gäste aus 120 Ländern erwartet. Sie vertreten rund 600 Millionen Christen von 352 Kirchen weltweit.
Springhart sagte, auch wenn die Kirchen selbst keine Kriege beenden könnten, müssten sie für den Frieden kämpfen, beten und miteinander um Wege ringen, wie Versöhnung gelingen kann. Dass dies möglich sei, zeigten die Verbindungen der Kirchen in Deutschland und Frankreich. „Unsere enge Freundschaft und Partnerschaft heute wäre noch für meine Großeltern undenkbar gewesen“, betonte die Theologin.
Konflikte würden ebenso wie unterschiedliche Glaubenstraditionen bei den Diskussionen nicht ausgeblendet. Christenmenschen feierten immer in der „Spannung aus Klage und Freude“. In Gottesdiensten würden das Leid der Welt und das persönliche Leid geteilt. Sie habe ein tiefes Vertrauen, dass Gott „auch aus dem Bösesten Gutes entstehen lassen kann und will“, erklärte Springhart.
Sie begrüße es, dass sich die Delegierten auch mit Themen zur menschlichen Sexualität befassen wollen. Bei sexueller Gewalt gehe es darum, Übergriffe zu verhindern und, wenn sie geschehen sind, schnell und professionell zu helfen. Wichtig sei es auch, für Grenzverletzungen und grenzverletzendes Verhalten zu sensibilisieren.