Köln (epd). Der Essener Virologe Ulf Dittmer hat die Corona-Datenlage in Deutschland als unzureichend kritisiert. „Die Immunitätslage für den Durchschnitt der Bevölkerung kennen wir nicht, wir sind nicht in der Lage, hier in Deutschland vernünftige Daten dazu zu liefern“, sagte Dittmer der „Kölnischen Rundschau“ (Montag). Hier könne man viel vom Ausland lernen. „Es ist schlecht, dass wir da so unbefriedigend aufgestellt sind. Es gibt ja auch noch andere Krankheitserreger außer Sars-Cov2“, sagte der Virologe.
Seiner Ansicht nach hätte Deutschland die Corona- Pandemie nutzen müssen, um ein System zu etablieren, mit dem man solche Zahlen verlässlich erfassen kann. „Andere Länder kriegen es hin, wir kriegen es leider nicht hin“, betonte Dittmer: „Das muss man ganz klar sagen.“ Laut dem Wissenschaftler lassen sich genetische Veränderungen des Coronavirus schwer voraussagen. „Ich halte aber die Theorie, im Herbst und Winter komme ein Killervirus ähnlich schwer wie Delta zurück, für relativ unwahrscheinlich.“
Bei weiteren Corona-Impfungen empfahl er den Patienten zu warten, bis die an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe von Biontec und Moderna zur Verfügung stehen. „Es sind bivalente Impfstoffe, sie enthalten den alten Impfstoff und eine angepasste Variante und lösen eine breite Immunantwort gegen alle bisherigen Varianten aus“, erläuterte er. „Also würde ich bis September oder Oktober warten, bis diese Impfstoffe auf dem Markt sind, und mich dann für die Wintersaison impfen lassen.“
Zugleich riet Dittmer davon ab, sich alle drei Monate impfen zu lassen, um Masken- oder Testpflichten gemäß dem neuen Infektionsschutzgesetz zu entgehen. „Wenn man Impfungen so oft wiederholt, kann es Veränderungen im Immunsystem geben“, warnte er. Erste Daten zeigten das auch. „Einen Booster für den nächsten Winter finde ich sinnvoll, aber nicht alle drei Monate.“