Berlin, Frankfurt (Oder) (epd). Nach dem WWF fordern weitere Umwelt- und Naturschutzverbände einen Stopp des Oder-Ausbaus. Vorhaben auf deutscher und polnischer Seite, „den Fluss zu einer Wasser-Autobahn auszubauen, müssen zu den Akten gelegt werden“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Florian Schöne, am Donnerstag in Berlin. Vergangene Woche hatte in dem deutsch-polnischen Grenzfluss ein massenhaftes Fischsterben eingesetzt, dessen Ursachen bisher noch ungeklärt sind.
Bislang wurden laut dem „Aktionsbündnis lebendige Oder“ fast 140 Tonnen Fischkadaver eingesammelt. Nach Überzeugung der in dem Bündnis zusammengeschlossenen zehn Umwelt- und Naturschutzorganisationen lässt sich das gesamte Ausmaß der Katastrophe frühestens in ein paar Wochen bewerten.
Ein Vergleich mit der Sandoz-Katastrophe am Rhein von 1986 könne aber bereits jetzt gezogen werden. „Wir fordern von Politik und Verwaltung auf beiden Seiten der Oder, dass die Ursachen lückenlos aufgeklärt, der laufende Oder-Ausbau sofort gestoppt und ein umfassendes Sanierungskonzept für die Oder erstellt wird“, sagte Schöne.
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin sieht Indizien dafür, dass das massenhafte Fischsterben womöglich durch eine giftige Algenblüte verursacht wurde. Die Forscher gehen von einem menschengemachten Problem aus.
Deutschland und Polen hatten 2015 den Ausbau der Oder vereinbart. Das Aktionsbündnis klagt gegen das Projekt, auf polnischer Seite wird aber bereits gebaut. Die rund 500 Kilometer lange Oder ist einer der letzten großen, naturnahen Flüsse in Europa.