Canterbury (epd). Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat die globale soziale Ungleichheit mit scharfen Worten angeprangert. Neue „Imperien finanzieller, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und technologischer Mächte“ drohten „die verletzlichsten Menschen der Welt auszubeuten“, sagte der Theologe laut Redemanuskript am Freitag zur Eröffnung der Vollversammlung der Bischöfe der Anglikanischen Gemeinschaft im englischen Canterbury.
In seiner Rede in der Universität von Kent verurteilte Welby Korruption und Profitstreben auf Kosten des Klimas und der ärmsten Länder. Während die Reichen vom Fortschritt profitierten, litten die Armen unter den Folgen, sagte der Erzbischof. Als Beispiel nannte er das „Zögern der reichen Länder, die Vorteile des Corona-Impfstoffs zu teilen“.
Das Gesicht der Welt werde künftig geprägt sein durch Klimawandel, Krieg, Armut, religiösen Extremismus, kulturellen Wandel sowie durch rasanten wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt. Welby rief die anglikanischen Bischöfe auf, die Augen vor der neuen Weltlage nicht zu verschließen.
Die daraus erwachsenden existenziellen Bedrohungen verglich Welby mit dem „brüllenden Löwen“ aus dem ersten Petrusbrief des Neuen Testaments. „Die Ängste, Nöte und Belastungen, die wir tragen, kann den Löwen bedeutender und mächtiger aussehen lassen als die große und in Jesus Christus frei und umsonst gewährte Liebe Gottes, welche wir suchen, ersehnen und welche wir in diesen Tagen gemeinsam finden können.“
Als Erzbischof von Canterbury ist Welby das geistliche Oberhaupt der Kirche von England sowie geistlicher Leiter der 165 Länder umspannenden anglikanischen Kirchengemeinschaft. Die erste Lambeth-Konferenz fand 1867 im Lambeth Palace statt, der Residenz des Erzbischofs von Canterbury in London. Seitdem tagt die Vollversammlung der anglikanischen Bischöfe etwa alle zehn Jahre.