Der Theologe aus der evangelischen Kirchengemeinde Karlsruhe-Neureut-Nord feiert daher auch Gottesdienste an anderen Orten - zum Beispiel auf dem Spielplatz oder am 31. Juli einen Gottesdienst im Biergarten. Die Menschen gingen nun einmal gerne in die Kneipe oder den Biergarten, sagte der 34-Jährige im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
epd: Herr Würfel, welche Chance bietet ein Biergarten als Rahmen für einen Gottesdienst?
Pascal Würfel: Es herrscht dort eine ungezwungene Atmosphäre. Man kann bei einem Radler wunderbar mit Menschen in Kontakt kommen. Die Gottesdienstbesucher gehen nicht alle gleichzeitig nach Hause. Einige essen und trinken noch etwas. Da hat man mehr Zeit für ein Gespräch und die Gottesdienstbesuchenden kommen auch untereinander leichter in Kontakt.
Wo bleibt die festliche Atmosphäre des Gottesdienstes, es gibt ja im Biergarten keine Orgel?
Würfel: Bei jedem Gottesdienst gibt es auch eine musikalische Untermalung. Und wir singen manchmal auch ein bisschen mit - populäre Lieder, keine klassischen Gesangbuchlieder. Singen geht schlecht, wenn man den Mund voll hat. Es kann auch in der Kneipe feierlich werden. Bei einem Totengedenken haben wir eine Kerze angezündet. Das war ein sehr dichter Moment - mitten im Leben. Es war ein anderes Erleben, aber nicht weniger wert.
"Es war ein anderes Erleben, aber nicht weniger wert."
Wie läuft der Gottesdienst im Biergarten ab?
Würfel: Die Besucher melden sich an, bestellen ihr Essen und Trinken. Dann beginnt der Gottesdienst, der immer wieder auch Pausen für den Austausch untereinander zulässt. Es gibt Gebete, eine Predigt und am Ende den Segen. Die Predigt ist zweigeteilt: Mein katholischer Kollege Albert Striet liest einen Bibeltext, ich übernehme den Poetry-Slam. Wir haben auch interaktive Elemente. Auf Bierdeckeln können die Besucher Fragen an uns Pfarrer oder an das Leben stellen.
Wie kommt der Gottesdienst in der Kneipe an?
Würfel: Ein Konfirmand sagte mir, das sei der beste Gottesdienst gewesen, den er besucht habe, weil er währenddessen essen durfte. Und so scheint es anderen auch zu gehen - bisher war die Kneipe beim Gottesdienst immer voll. Das Setting "Kneipe" spricht noch einmal andere Leute an. Gott kann man auch im Biergarten erleben.
Welche Botschaft erwarten die Menschen in der Zeit der Pandemie oder des Ukrainekonflikts von einem Gottesdienst?
Würfel: Ich beobachte eine Sehnsucht bei den Menschen, dass Gott für jeden Einzelnen da ist und seine Geschichte mit ihm schreibt. Es gibt viele Taufanfragen und Taufen und Trauungen - die Menschen wollen in diesen unsicheren Zeiten Schutz schon am Anfang des Lebens oder vor dem Start in ein neues Kapitel ihres Lebens. Am Ende, bei Beerdigungen, suchen sie Zuversicht, dass es weiter geht und die Menschen Frieden finden. So können Menschen in unsicheren Zeiten diese Beständigkeit erleben.