Frankfurt a.M., London (epd). In England beginnt an diesem Mittwoch mit vierjähriger Verspätung die 15. Lambeth-Konferenz. Etwa 650 Bischöfe der rund 85 Millionen Christen zählende anglikanischen Weltgemeinschaft tagen bis 7. August in der Universität von Kent in Canterbury, wie die Konferenzleitung bekannt gab. Der einladende Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hatte die Tagung wegen moraltheologischer Differenzen unter den Bischöfen 2018 auf unbestimmte Zeit verschoben.
Bei der 14. Lambeth-Konferenz 2008 hatte der Streit um die Frauenordination sowie um die Homo-Ehe die anglikanische Gemeinschaft erheblich geschwächt. Auch diesmal boykottieren mehrere konservativ gesinnte Bischöfe aus dem globalen Süden die Konferenz, um gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in einigen anglikanischen Kirchen zu protestieren.
Ebenfalls für Spannungen sorgte ein Papier aus den kürzlich versandten Tagungsunterlagen, wie die britische Zeitung „Guardian“ berichtete. Darin rufen die Autoren unter der Leitung des Bischofs von Jamaika, Howard Gregory, die Tagungsteilnehmer auf, die Position zu bekräftigen, wonach die Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden könne. Viele Anglikaner wie etwa der Bischof von Los Angeles, John H. Taylor, reagierten entsetzt. Der Aufruf „spalte und verletze“, sagte Taylor.
Als Erzbischof von Canterbury ist Welby das geistliche Oberhaupt der Kirche von England sowie geistlicher Leiter der 165 Länder umspannenden anglikanischen Kirchengemeinschaft. Die erste Lambeth-Konferenz fand 1867 im Lambeth Palace statt, der Residenz des Erzbischofs von Canterbury in London. Seitdem tagt die Vollversammlung der anglikanischen Bischöfe etwa alle zehn Jahre.