Borkum (epd). Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat am Dienstag auf der Nordseeinsel Borkum gegen geplante Gasbohrungen im Wattenmeer protestiert. Rund 250 Menschen hätten am Strand den Schriftzug „No New Gas!“ geformt, wie die Umweltaktivisten miteilten. Rund zwanzig Kilometer nordwestlich von Borkum, in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, will das niederländische Unternehmen One-Dyas ein Erdgasfeld erschließen.
Die Gasbohrungen drohten empfindliche Lebensräume zu zerstören und gefährdeten Tiere wie die Schweinswale. In dem einzigartigen Schutzgebiet nach Erdgas zu bohren, sei „keine Antwort auf die aktuelle Energiekrise, sondern ökologischer Irrsinn“, sagte Greenpeace-Meeresexperte Till Seidensticker. „Der Nationalpark Wattenmeer gehört geschützt. Eine sichere Energieversorgung braucht immer weniger klimaschädliches Gas und mehr Erneuerbare und Effizienz.“
Der Meeresexperte warnte vor kleineren Erdbeben, die durch die Bohrungen hervorgerufen werden könnten. Sie könnten zu Salzwasser-Einbrüchen in Süßwasservorkommen führen und die Versorgung der Borkumer mit Trinkwasser gefährden. Die Inseln Borkum und Juist sowie ein niederländisch-deutsches Bündnis von Umweltschutzverbänden hätten bereits Klage gegen das Projekt eingereicht.
Das Land Niedersachsen habe das Projekt im vergangenen Jahr aufgrund von Umweltbedenken bereits verworfen, hieß es. Aus Sorge vor ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland solle das Wattenmeer nun doch ausgebeutet werden. Das Projekt werde jedoch frühestens ab Ende 2024 Gas liefern.
Greenpeace zufolge plant One-Dyas, bis zu 13 Milliarden Kubikmeter Gas zu fördern. Durch deren Verbrennung entstünden etwa 26 Millionen Tonnen CO2, was etwa den jährlichen Emissionen von Rheinland-Pfalz entspreche. Deutschland dürfe mit dem industriellen Abbau von Erdgas nicht weiter die Klimakrise anheizen und der Artenvielfalt im Meer schaden. „Die Zeiten für weitere Bohrvorhaben nach Erdöl oder Erdgas in unseren Meeren sind vorbei“, sagte Seidensticker.