Köln (epd). Der katholische Jugendverband KjG wirft dem Erzbistum Köln Versäumnisse bei der Unterstützung von Betroffenen sexueller Gewalt vor. Im Fall des Priesters und verurteilten Seriensexualstraftäters Hans Ue., dessen Opfer zum Teil Mitglieder der Katholischen jungen Gemeinde gewesen seien, habe das Bistum „die Betroffenen und den Verband mit ihren Sorgen, Fragen und Anliegen im Stich gelassen“, sagte die KjG-Diözesanleiterin Ina Neumann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag). Ue. war in den 90er Jahren geistlicher Leiter des Jugendverbands und darüber hinaus auch für eine Ortsgruppe zuständig.
Unmittelbar nach ersten Berichten über Missbrauchsvorwürfe gegen Ue. im November 2020 habe die KjG-Leitung eine verbandsinterne Aufarbeitung angestoßene, berichtet die Zeitung. „Ihnen in einer möglichen geistlichen Erschütterung oder spirituellen Krise beizustehen, hätte auch das Anliegen des Erzbischofs sein müssen“, sagte Neumann. Vom Erzbistum habe es weder die angefragte Beratung noch eine andere Unterstützung gegeben. „Man war nur an Fakten und Informationen über weitere Opfer interessiert.“ Auf zwei Vorstöße beim Erzbischof und Kardinal Rainer Maira Woelki persönlich habe es keine Eingangsbestätigung gegeben. „Wir können guten Gewissens niemandem mehr empfehlen, sich an dieses Bistum unter Woelkis Führung zu wenden“, sagte Neumann.
Das Erzbistum erklärte auf Anfrage der Zeitung, dass sich alle Betroffenen an die externen Ansprechpersonen des Erzbistums wenden könnten. Diese vermittelten auch Hilfsangebote. Fachabteilungen des Generalvikariats stünden zudem für geistliche Begleitung von Betroffenen und die Begleitung von Gemeinden und Institutionen bereit, in deren Kreis Missbrauch bekannt geworden sei. Die Unterstützung Betroffener sei dem Erzbistum „ein großes Anliegen“.
Das Kölner Landgericht hatte den ehemaligen Pfarrer Ue. im Februar wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in 110 Fällen zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. (AZ: 102 KLs 17/20) Die Kölner Staatsanwaltschaft entschied Mitte Juli, im Zusammenhang damit keine strafrechtlichen Ermittlungen gegen Kardinal Woelki und den ehemaligen Generalvikar Markus Hoffmann aufzunehmen.