Berlin (epd). Für den evangelischen Theologen Wolfgang Huber ist die Digitalisierung ein Werkzeug, für dessen Verwendung der Mensch die letzte Verantwortung tragen sollte. „Wir sollten nicht vom autonomen Auto oder von der autonomen Waffe reden, sondern eher von Automatisierung sprechen“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Altbischof von Berlin hat jüngst eine Ethik der Digitalisierung veröffentlicht.
Wenn Maschinen in hohem Maß automatisiert seien, sei es umso wichtiger, dass der Mensch für die Regeln, nach denen die Automatisierung eingesetzt werde, Verantwortung trage. „Nur wenn wir selbst noch wissen, welche Regeln gelten, wenn wir die Hoheit behalten, einen automatisierten Vorgang zu beenden, ist die Automatisierung ein Fortschritt“, sagte Huber, der am 12. August 80 Jahre alt wird.
Huber nannte als Beispiel den medizinischen Bereich. Es sei zwar erstaunlich, welche neuen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie es durch die Digitalisierung gebe. Aber das ändere nichts daran, dass die Patientenautonomie gewahrt werden müsse und die ärztliche Letztverantwortung nicht infrage gestellt werden dürfe. „Über Diagnose und Therapie darf deshalb nicht maschinell entschieden werden.“
Ebenso sei es nicht vorstellbar, dass Entscheidungen in Strafsachen und rechtlichen Konflikten durch Algorithmen getroffen werden. „Technisch ist das möglich, moralisch ist das der helle Wahnsinn“, sagte er.
Der Ethik-Experte sagte, er habe als Geisteswissenschaftler gehörigen Respekt vor dem Thema gehabt, sich davon aber nicht abschrecken lassen wollen. Er habe die Grundüberlegungen der Verantwortungsethik auf die Digitalisierung angewendet. „Verantwortungsethik bedeutet, dass der Mensch das Subjekt der Ethik ist.“