Düsseldorf (epd). In Europa könnten laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey viel mehr Textilabfälle recycelt werden als bislang. Nicht einmal ein Prozent der in Privathaushalten in der EU und der Schweiz anfallenden Textilabfälle würden bisher zu neuen Textilprodukten wiederverwertet, teilte McKinsey am Freitag in Düsseldorf mit. Mehr als 65 Prozent der ausrangierten Kleidungsstücke oder Heimtextilien landeten ohne Umwege direkt in der Müllverbrennung oder auf der Mülldeponie.
„Dabei könnten, wenn das volle technische Recyclingpotenzial genutzt und mehr Textilien gesammelt würden, bereits im Jahr 2030 zwischen 18 und 26 Prozent des Textilmülls für die Herstellung von neuen Kleidungsstücken wiederverwertet werden“, erklärte Karl-Hendrik Magnus, Leiter der Modeindustrieberatung bei McKinsey in Deutschland. Damit könnten vier Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart und ein profitabler Wirtschaftszweig mit 15.000 Jobs in Europa geschaffen werden.
Laut der Studie produziert derzeit jeder Mensch in Europa im Durchschnitt mehr als 15 Kilogramm Textilmüll pro Jahr, 2030 könnten es bereits über 20 Kilogramm pro Kopf sein.
Den Angaben zufolge wird derzeit etwa ein Drittel der benutzten Kleidung gesammelt und wiederverwendet: entweder als Second-Hand-Mode, als grob recyceltes Textilprodukt wie Lappen oder als recycelte Textilfasern für neue Mode. Diese Sammelrate könnte bis 2030 auf 50 bis 80 Prozent gesteigert werden. Entsprechend könnte auch die Kreislaufwirtschaft, die aus Textilabfall neue Fasern für Mode produziert, auf 18 bis 26 Prozent angehoben werden. Zugleich biete diese Kreislaufwirtschaft ein „enormes finanzielles Potenzial“ mit sechs bis acht Milliarden Euro Umsatz und möglichen jährlichen Renditen von 20 bis 25 Prozent.
Möglich wird die Entwicklung hin zur Kreislaufwirtschaft laut McKinsey durch neue Technologien wie mechanisches Recycling von Baumwolle, die Verarbeitung zu Viskosefasern sowie chemisches Recycling für die Wiederverwertung von Polyester, das aktuell im Teststadium ist. Allerdings stünden das Sammeln und die Aufbereitung der Altbekleidung und -textilien durch kleinteilige Strukturen und meist manuelle Arbeitsvorgänge noch vor großen Schwierigkeiten. Um das volle Potenzial des Textilrecyclings zu nutzen, seien Investitionen in einem Gesamtumfang von etwa sechs bis sieben Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 nötig.