Schwerin (epd). Nach Auffassung des evangelischen Theologen und Ethikers Wolfgang Huber können Menschen die Verantwortung für ihr Handeln nicht auf Maschinen übertragen. Verantwortung im neuzeitlichen Sinn setze voraus, dass der Mensch für sich Autonomie in Anspruch nehme. „Das heißt: Er hat selber zu verantworten, nach welchen Regeln er das eigene Leben gestaltet und nach welchen Regeln er die Instrumente nutzt, die er bei der Gestaltung des eigenen Lebens zu Hilfe nimmt“, sagte Huber der „Schweriner Volkszeitung“ (Donnerstag). „Es kann keine Abgabe der Verantwortung vom Menschen auf das Gerät geben.“
Am Donnerstag erschien ein neues Buch des Berliner Altbischofs und früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über ethische Fragen der Digitalisierung. Huber beschreibt in „Menschen, Götter und Maschinen. Eine Ethik der Digitalisierung“ die technischen und sozialen Entwicklungen. Der Theologe wird am 12. August 80 Jahre alt.
Er warnte davor, dass der Mensch die Kontrolle über Maschinen und künstliche Intelligenz aufgibt. Der Mensch gebe diese Kontrolle selber bereits preis, sagte Huber der Zeitung. Das fange schon bei der Wortwahl an. „Künstliche Intelligenz“ halte er für eine unglückliche Begriffsprägung. „Man denkt immer gleich, diese künstliche Intelligenz sei eine Alternative zur natürlichen Intelligenz des Menschen. Aber die menschliche Intelligenz ist verkörperte Intelligenz: Sie ist deswegen etwas vollkommen anderes als die Intelligenz einer Maschine oder eines Geräts.“