Paderborn (epd). Der Vatikan hat das Seligsprechungsverfahren für den aus Westfalen stammenden Priester und Friedensaktivisten Franz Stock (1904-1948) nach jahrelanger Prüfung eingestellt. Die zuständige Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom habe sich vorerst gegen eine weitere Prüfung ausgesprochen, teilte das Erzbistum Paderborn am Donnerstag mit. Nach derzeitigem Stand sehe sie die Voraussetzungen für eine Seligsprechung nicht mit hinreichender Sicherheit erwiesen.
Im Jahr 2009 hatte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker das Seligsprechungsverfahren für Stock eröffnet, der als Wegbereiter der deutsch-französischen Aussöhnung nach 1945 gilt. Während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg hatte er als Priester in Paris Häftlinge in den Gefängnissen der Wehrmacht betreut. Später wurde er Leiter des Priesterseminars im Kriegsgefangenenlager in Chartres, wo inhaftierte Deutsche und Österreicher zwischen 1945 und 1947 ihr Theologiestudium aufnehmen oder fortsetzen konnten.
„Meine Enttäuschung über die Entscheidung kann ich nicht verbergen“, kommentierte Erzbischof Becker am Donnerstag die Mitteilung der Kongregation, nach anfänglich positiven Signalen nun das Seligsprechungsverfahren einzustellen. Becker ermutigte die Kirchenmitglieder, „weiterhin, Franz Stock als ein Vorbild im Glauben anzusehen und seiner im Gebet zu gedenken“.
Stock wurde 1904 in Arnsberg-Neheim im Sauerland geboren. 28 Jahre später empfing er die Priesterweihe in Paderborn und wurde 1934 Seelsorger für die deutschen Katholiken in Paris. In der NS-Zeit betreute er zusätzlich Résistance-Gefangene in den Pariser Gefängnissen der deutschen Wehrmacht. Etwa 2.000 französischen Widerstandskämpfern und Geiseln habe er auf ihrem Weg in den Tod zur Seite gestanden, erklärte das Erzbistum. Abbé Stock starb 1948 in Paris mit 43 Jahren an einem Herzleiden.