Frankfurt a.M. (epd). Nach ihrer dramatischen Rettung aus Seenot brauchen 71 Geflüchtete an Bord der „Geo Barents“ nach Angaben der Helfer dringend einen sicheren Hafen. Sowohl an die italienischen als auch an die maltesischen Behörden seien Anfragen gegangen, erklärte „Ärzte ohne Grenzen“ am Mittwoch. Die Mannschaft der „Geo Barents“ hatte die Männer, Frauen und Kinder in einem Wettlauf mit der Zeit aus dem Meer gerettet.
Ihr Schlauchboot, mit dem sie die gefährliche Überfahrt gewagt hatten, war am Montag gekentert. Es war den Rettern zufolge bei ihrem Eintreffen schon vollkommen kaputt, alle Menschen seien bereits im Wasser gewesen. Mehr als 20 Menschen wurden nach der Rettungsaktion allerdings weiter vermisst und sind vermutlich ertrunken.
Die größtenteils traumatisierten Geretteten müssten nun schnellstmöglich von Bord des Rettungsschiffes gehen können, damit sich ihr psychischer Zustand nicht noch weiter verschlechtere, betonte „Ärzte ohne Grenzen“. Neben der „Geo Barents“ wartete auch die „Ocean Viking“ der Organisation SOS Méditerranée weiter auf eine Erlaubnis, in einen europäischen Hafen einzulaufen. Sie hatte nach mehreren Rettungseinsätzen 156 Männer, Frauen und Kinder an Bord, darunter ein Baby sowie einige schwangere Frauen.
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Immer wieder dauert es viele Tage, bis die italienischen Behörden den Rettungsschiffen einen Hafen zuweisen. Malta gibt seit Langem keine Erlaubnisse mehr.
Vor allem aus Libyen, wo Flüchtlingen und Migranten Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen drohen, wagen viele Schutzsuchende die Überfahrt über das Mittelmeer. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres mindestens 900 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.