Berlin (epd). Der Sachverständigenrat für Integration und Migration rechnet für die kommenden Jahre mit einer hohen Zahl an Einbürgerungen von Syrerinnen und Syrern in Deutschland. Da für sie weiterhin keine Rückkehrperspektive bestehe, rückten Fragen der Niederlassung, Teilhabe und Einbürgerung zunehmend ins Blickfeld, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichen Untersuchung des Sachverständigenrats. Er prognostiziert die Entwicklung in drei Szenarien, wobei er bis 2024 mit 39.000 bis zu 157.000 Einbürgerungen derjenigen rechnet, die in der Folge des Bürgerkriegs 2015 und 2016 nach Deutschland gekommen sind.
Für die Zeit danach rechnet der Sachverständigenrat mit einer zwar abnehmenden, aber noch immer verhältnismäßig hohen Zahl von Einbürgerungen, nämlich mit mindestens 22.000 pro Jahr. Im ersten Szenario gegen die Fachleute davon aus, dass sich die aktuelle Dynamik der Einbürgerungen von Syrerinnen und Syrern fortsetzt. Das zweite Modell folgt der Grundannahme, dass sich ihre Einbürgerungsquote der anderer Ausländer mit Fluchthintergrund anpasst. Das dritte Szenerio geht von der - im Vergleich niedrigeren - durchschnittlichen Einbürgerungsquote aller Ausländer aus.
In Deutschland kann eingebürgert werden, wer sich seit acht Jahren hierzulande aufhält und weitere Voraussetzungen mitbringt wie Sprachkenntnisse und die grundsätzliche Sicherung des Lebensunterhalts. Wer einen Integrationskurs besucht, kann die Wartezeit auf sieben Jahre verkürzen. Beim Nachweis besonderer Integrationsleistungen können Ausländer schon nach sechs Jahren den deutschen Pass bekommen.
Diese Zeit ist für viele Syrerinnen und Syrer, die während der Fluchtbewegung ab 2015 nach Deutschland kamen, inzwischen verstrichen. Schon 2021 war in dieser Gruppe ein Anstieg der Einbürgerungen zu verzeichnen: Rund 19.000 Menschen aus Syrien erhielten ihre Einbürgerungsurkunde - fast dreimal so viele wie im Vorjahr. Ende 2020 lebten nach Angaben des Sachverständigenrats 800.000 Syrerinnen und Syrer in Deutschland.
Der Sachverständigenrat appelliert in seiner Untersuchung an die Politik, die Behörden auf das erwartet große Interesse vorzubereiten. Er fordert unter anderem eine personelle Aufstockung, um einen „Einbürgerungsstau“ zu vermeiden. Zudem begrüßt er das im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP festgehaltene Vorhaben einer Einbürgerungskampagne, um aktiv für Neubürgerinnen und Neubürger zu werben. Die Ampel-Koalition hat dort auch angekündigt, die Wartezeit für die Einbürgerung auf fünf beziehungsweise drei Jahre zu senken. Dazu liegt bislang aber noch kein Gesetzentwurf vor.