Garmisch-Partenkirchen (epd). Der Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig warnt vor einem Rückschritt für den Klimaschutz beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau. Angesichts der Energiekrise könnten bereits gegebene Zusagen zum Ausstieg aus der öffentlichen Finanzierung fossiler Energien bis Ende 2022 in der Abschlusserklärung aufgeweicht werden, sagte Kowalzig dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag.
Ein solcher Schritt scheine insbesondere im Interesse der Bundesregierung zu liegen, erklärte Kowalzig. Hintergrund seien die Bestrebungen Deutschlands, neue Quellen für Gas- und Ölimporte zu erschließen. Als Beispiel nannte er ein Gas-Förderprojekt im Senegal, das Deutschland unterstützen will.
„Eine solche Kehrtwende wäre ein fatales Signal“, sagte Kowalzig. Deutschland poche bei Entwicklungs- und Schwellenländern auf Klimaschutz, wolle nun aber selbst in neue fossile Infrastrukturprojekte investieren, die im Widerspruch zu den Zielen des Pariser Abkommens stünden. Das schade der Glaubwürdigkeit der Bundesregierung. Damit werde Vertrauen bei armen Staaten verspielt.
Beim Klimagipfel 2021 in Glasgow hatte ein Staatenbündnis, dem unter anderem die USA, Großbritannien und Deutschland angehören, den Ausstieg aus der öffentlichen Finanzierung fossiler Energien bis Ende des laufenden Jahres angekündigt. Begründete Ausnahmen sind zwar zugelassen, dürfen aber das Ziel nicht gefährden, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Zu dem Beschluss haben sich auch die G7-Klima- und Energieminister in einer Erklärung im Mai bekannt.
Kowalzig hält es für möglich, dass Deutschland nun den Zeitpunkt des Ausstiegs verschieben will und dies in der G7-Abschlusserklärung festgehalten werden könnte. Er kritisierte, dass Deutschland den Ausbau der erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren nicht ausreichend vorangetrieben habe. Nun wolle sich die Bundesregierung angesichts der aktuellen Energiekrise womöglich einen Freifahrschein für die weitere Förderung klimaschädlicher Infrastruktur geben.
Die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen beraten noch bis Dienstag in Oberbayern.